Die DFB Futsal-Kommission und die Bedeutung für die Futsalentwicklung in Deutschland

kommisionSeit dem 6. Dezember 2016 existiert offiziell die Futsal-Kommission im Rahmen der DFB-Entscheidungsstruktur. Zur Überraschung vieler Entscheidungsträger in den Landesverbänden und an der Futsalbasis, wurde diese Einrichtung erst im Rahmen des Futsal-Länderpokals Anfang Januar offiziell im „Nebensatz“ bekanntgegeben. Grundsätzlich ist die Einrichtung einer Kommission ein wichtiger Schritt zum Aufbau einer eigenständigen Futsal-Struktur innerhalb des DFB. Leider befinden sich unter den 12 Kommissionsmitgliedern lediglich vier Namen, welche Futsal-Insider mit Futsal als „Volljahressportart“ in Verbindung bringen würden. Dementsprechend groß waren die Diskussionen und Vorurteile im Rahmen des Länderpokals zwischen Auswahltrainern, Spielern und Presse, wobei insbesondere die intransparente Zusammensetzung der Kommission kritisiert wurde. Auch finden sich bis heute keine Angaben zu den konkreten Zielen der Kommission. Zu hoffen ist, das die Kommission die Entwicklung von Futsal als eigene Sportart und eigenen Strukturen (Futsal für Futsaler) forciert. Aus diesem Grund haben wir uns im Internet auf die Suche nach Informationen rund um die Kommissionsmitglieder gemacht, um uns ein Bild der  Persönlichkeiten, der Futsalerfahrung und der Einstellung zu Futsal zu machen. Können wir von der Kommission Impulse für den ersehnten „Boom“ erwarten?

Kommissionen innerhalb der Organisationsstruktur des DFB

Entsprechend der Satzung des DFB werden Kommissionen (inkl. der Zusammensetzung) durch das Präsidium berufen. Damit kann das Präsidium den Kommissionsentscheidungen folgen, muss aber nicht. Die Amtsdauer von Kommissionsmitglieder beträgt  i.d.R. drei Jahre, wobei Kommissionsmitglieder nicht für die Kommissionsarbeit (Ehrenamt) entlohnt werden. Es ist aktuell aus der Satzung noch nicht ganz klar, welchem Ausschuss die Kommission  zugeordnet ist. Infrage kommen drei unterschiedliche Ausschüsse.  Da ist zum einen der Ausschuss „Beachsoccer, Freizeit- und Breitensport„, welcher  bisher für Futsal zuständig war. Aber auch dem Spielausschuss und dem Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball könnte die Kommission zuarbeiten, da der Spielausschuss  „Futsal als Wettkampfsport“ sowie der Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball „Die Förderung […] des Futsals als Wettkampfsport“  als Aufgaben definieren. Für den operativen Futsalspielbetrieb ist die „Abteilung Amateurfussball“ unter Leitung von Bernd Barutta zuständig.

Bernd Schultz (Vorsitzender der Kommission)

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Vorsitzender der Kommission ist einer der verdientesten Persönlichkeiten im Kreise des DFB und besonders des Berliner Fußballverbandes. Bernd Schultz (Jahrgang 1957) stammt aus Berlin und ist seit 2004 Präsident des Berliner Fußball-Verbandes sowie seit 2007 Vizepräsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes. Hauptberuflich arbeitet Schultz  in der Liegenschaftsverwaltung der Polizei in Berlin. Als sehr eloquenter und engagierter Funktionär, führte er den DFB durch den Schiedsrichterskandal 2005 und konnte – zusammen mit Theo Zwanziger – den Verband und den deutschen Fußball vor elementarem Schaden bewahren. 2009 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Bernd Schultz ist daher ausreichend  im Umgang mit Verbandsarbeit,  Medien und kritischen Zeiten Erfahren, was für den Aufbau einer neuen Sportart und die Durchsetzung von Futsal als eigene Sportart innerhalb des DFB von zentraler Bedeutung sein kann.

Mit Futsal hat Bernd Schultz jedoch wenige Berührungspunkte in seinen bisherigen Verbandstätigkeiten. So sagte er in einem Interview am 30.12.2016 zu Futsalregeln: „Ich habe das noch nicht drauf“, zeigt sich jedoch begeistert von den Entwicklungen in Berlin. Die Aussage bezüglich der NOFV-Vereinsstrukturen: „da sind wir in Deutschland tatsächlich mal führende “, lässt jedoch erkennten, dass sich Schultz noch nicht tiefgründig mit der aktuellen Futsalentwicklung in Deutschland auseinandergesetzt hat. Gleichzeitig bestätigt er jedoch jahrelanges Versäumnis in Bezug auf die Förderung von Futsal. Er ist klarer Vertreter als Futsal als offizielle Hallenvariante für Fußballer. Positiv stimmt folgende Aussage von Schultz: „Im Zusammenspiel mit weiteren Aktivitäten wie einer nachhaltigen Qualifizierung und der Schaffung optimaler Ligenstrukturen hilft es uns dabei, den Futsal weiter nach vorne zu bringen. Unser Ziel ist es, Futsal auch für den Nachwuchs noch attraktiver zu machen, um den nötigen Unterbau zu schaffen“. Aus einem älteren Interview konnte man zudem von Schultz hören, dass er seine Stärken darin sieht, „entstehende Konflikte moderieren und lösen können“ –  Eigenschaften welche hoffentlich im Zuge der Anerkennung von Futsal eingebracht werden. Wenn Rainer Milkoreit 2018 voraussichtlich als Vorsitzender des Nordostdeutschen Fußballverbandes ausscheidet, scheint Schultz prädestiniert als Nachfolger und könnte somit weniger Zeit für die Kommissionsarbeit abtreten.

Peter Frymuth (Vertreter des Präsidiums)

freymuth_swEbenfalls langjährig für den Fußball verdient gemacht hat sich der Düsseldorfer Peter Freymuth (Jahrgang 1956). Als hauptberuflicher Leiter einer Bezirksverwaltungsstelle war Freymuth von 2004 bis Januar 2014 Vorstandsvorsitzender von Fortuna Düsseldorf. Parallel begann er 1995 im Jugendausschuss des Fußballverbandes Niederrhein und 1998 als Jugendobmann im WFLV im Ehrenamt zu arbeiten. Seit 2013 ist Frymuth Präsident des Fußballverbandes Niederrhein und Vizepräsident des Westdeutschen Fußballverbandes. Weiterhin ist er seit 25. Oktober 2013 als Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung im DFB-Präsidium aktiv. Zu seinen Aufgaben zählen die 3. Liga, der DFB-Pokal, Zukunftsaktivitäten Amateurfußball, Imagekampagnen, Ehrenamts-/Mitgliedergewinnung, Vereinsberatung, Wissenschaft im DFB. Ferner ist Freymuth in den Kommissionen Vereinsberatung, Ehrenamt und im Spielausschuss eingebunden. 2006 erhielt er für seine ehrenamtlichen Verdienste das Bundesverdienstkreuz.

Aufgrund der längeren Futsal-Tradition am Niederrhein und seinem Verantwortungsbereich Amateurfußball beim DFB, hatte Frymuth in der Vergangenheit bereits Berührungspunkte mit Futsal. So wohnte er bereits dem Länderpokal in Duisburg bei und besuchte  im Januar und Februar 2017 wieder Futsal-Turniere von Fußballteams in Hilden und in Langenfeld. In Bezug auf den Futsalspielbetrieb am Niederrhein war Frymuth kaum sichtbar. Seine öffentlichen Äußerungen zum Thema Futsal beziehen sich vorwiegend auf Futsal als Winteralternative für Fußballer, sind aber durchweg positiv: „Das Gebolze nimmt ab und die Verletzungen gehen durch die kontrollierte Spielweise im Zweikampf zurück„,  „Es ist schwierig, über Jahre liebgewonnene Gewohnheiten zu verändern. Wir wollen daher die Leute durch Überzeugung für diesen Sport gewinnen“ und „„Es gibt viele Vorzüge, die für Futsal sprechen“. Auch warb er mit folgender Aussage  gegen den großen Futsalwiderstand am Niederrhein: „Nach Wahrnehmung der Vereine ist es sicher eine große Veränderung. Allerdings ist Deutschland hallenfußballtechnisch gesehen eine Insel. Wir spielen unseren Hallenfußball aus Tradition, während der Rest der Welt längst nach Futsal-Regeln spielt. Warum können wir diesen Wandel nicht positiv begleiten?“. Für die Etablierung und Stärkung reiner Futsalligen spricht vielleicht ein Zitat von Frymuth aus dem Fußball: „„Der Unterbau muss in seiner Funktionalität erhalten, wichtiger noch verbessert werden. Nur so werden der Spitze kontinuierlich Talente zugeführt.“

Jürgen Stebani (Spielausschuss/Spielbetrieb)

stebani_swFür Jürgen Stebani (1951) war der Futsalländerpokal 2017 das erste Futsaltunrier mit reinen Futsalspielern. Im Fußballbereich hat Stebani langjährige Erfahrung in Verbandsarbeit. Als Ruheständler (war von 2006 – 2014 Bürgermeister der Samtgemeinde Ilmenau nahe Lüneburg) ist Stebani Vorsitzender im Spielausschuss des Niedersächsischen Fußballverbandes  und seit 2009 Vorsitzender des Spielausschuss des Norddeutschen Fußballverbandes. Ferner war er Staffelleiter für die Regionalliga-Nord im Spielausschuss des DFB. Von 1983 bis 2006 arbeitete Stebani in Hamburg als stellvertretender Referatsleiter im Ministerium für Wissenschaft und Forschung.

In Bezug auf Futsal waren die Aktivitäten in der Vergangenheit sehr eingeschränkt mit wenigen Berührungspunkten. Im Rahmen eines Winterfutsalturniers merkte er an, dass man mit Druck alleine den Futsal nicht überall durchsetzen könne. Dass ihm die Zukunft gehöre, zweifelte er allerdings nicht an: „In 20 Jahren wird keiner mehr über diese Thematik reden.“ Auch bei Stebani ist unklar, wie seine Einstellung zu Futsal als eigene Sportart ist. Positiv für die Kommissionsarbeit stimmt hingegen sein Lebensmotto: „Einen Vorsprung im Leben hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden.“

Ulf Schott (DFB-Direktor)

schott_swDie mit Abstand fruchtbarste Besetzung ist womöglich der Dieburger Ulf Schott (Jahrgang 1970). Als aktueller hauptberuflicher DFB-Direktor leitet er seit 2012 die Bereiche Jugend, Spielbetrieb, Trainerwesen, Internationale Kooperationen, Talentförderung, Schule. Davor war er jahrelang Abteilungsleiter der Talentförderung und Anfang der 1990er Jahre sogar Zweitligaspieler für Darmstadt 98. Seit 1997 ist er beim DFB engagiert.  Außerdem ist Schott Inhaber einer A-Lizenz und Diplom-Sportwissenschaftler.

Mit Futsal hatte Schott – basierend auf den Internetrecherchen – wenige Berührungspunkte. Was ihn jedoch besonders wertvoll für die Entwicklung von Futsal in Deutschland machen könnte, ist seine Erfahrung mit Veränderungen im DFB. Schott gehörte zu den zentralen Entscheidungsträgern des Umbaus des deutschen Fußball Ausbildungswesens nach der WM 1998. So erstellte Schott Konzepte und Analysen, welche letztendlich in das Jugendförderungskonzept übernommen wurden. Diese Erfahrung mit Neuerrungen und die damit verbundenen langjährigen und zähen Abstimmungen gepolt mit der Entscheidungsbefugnis im DFB, könnten Schott zu einem der zentralen  Futsal-Gestalter in den nächsten Jahren machen. Erkennt Schott das Potenzial in Futsal als eigenständige Sportart und einem eigenständigem Ligasystem, dann könnte er der Futsal-Kommission die notwendigen Impulse bringen, um den aktuellen Wachstumsstillstand im Bereich Futsal aufzulösen.

Bernd Barutta (Vertreter der DFB-Zentralverwaltung)

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Bernd Barutta sollte Futsal-Insidern als die Person bekannt sein, welche auf Seite des DFB in den letzten Jahren die Futsal-Entwicklung gelenkt hat. Barutta ist seit 2012 hauptberuflich Abteilungsleiter Amateurfussball und Mitglied im Ausschuss „Beachsoccer, Freizeit- und Breitensport“. Davor war Barutta Leiter der DFB-Jugendabteilung. Darüberhinaus wurde Barutta vereinzelt als UEFA-Delegierter für Champions League Spiele berufen. Erfahrung mit Turnierorganisation konnte Borutta bereits frühzeitig durch die Turnierdirektion der U16 EM 1997 und der U21 EM 2004 sammeln.

Die Entwicklung der Futsal-Nationalmannschaft ist im Kern besonders mit der Personalie Bernd Barutta verbunden. Gerade die Vorarbeit für die Abstimmung des DFB-Präsidiums im Dezember 2015 – welche die Einführung einer Futsal-Nationalmannschaft beschloss – war sehr wertvoll für die Futsal-Entwicklung in Deutschland. Auch 2013 beim DFB-Beschluss, dass nur noch Futsal in der Halle gespielt werden sollte, war Barutta maßgeblich beteiligt. Auch kennt Barutta als aktiver Trainer/Manager von Germania Ober Roden das Futsal-Geschehen an der Basis. Er selbst fordert auch immer wieder die Basis zur aktiven Mitgestaltung auf („Wir brauchen an der Basis Menschen, die mit Ideen und viel Kreativität an die Sache herangehen“), was er hoffentlich auch in seiner Kommissionstätigkeit propagieren wird. Leider sieht auch Barutta eher Futsal als Instrument für den Fußball und nicht als eigenständige – und daher substitutive – Sportart: „Futsal könnte das zweite Standbein des Fußballs werden, in Konkurrenz treten zu Basketball, Handball oder Volleyball“ bzw. „Wir werden die positiven Aspekte für die Ausbildung junger Spielerinnen und Spielern durch den Futsal noch stärker verdeutlichen. Davon profitiert der Fußball in seiner Gesamtheit„. Fakt ist auch, dass es im Futsal schon seit Jahren kein Grätschverbot gibt und Futsal auch nicht im Gegensatz zu Fußball ein geringeres Verletzungsrisiko aufweist. Trotzdem sagte Barutta 2015: „Das Verbot von Grätschen und die Teamfoulgrenze verringere das Verletzungsrisiko.“ Auch seine aktuellsten Aussagen zur Futsalentwicklung lassen einen Futsal-Insider eher mit einem Stirnrunzeln zurück: „Bis 2024 wollen wir Europameister werden“ bzw. „Wenn wir gut und schnell vorankommen, können wir 2024 bei der Futsal-EM dabei sein. So weit lehne ich mich mal aus dem Fenster.“ Barutta hat für die Entstehung einer Nationalmannschaft und des Länderpokals ohne Zweifel der Entwicklung in Deutschland Antrieb gegeben. Es bleibt zu wünschen, dass Barutta jedoch im Rahmen der Kommissionsarbeit  mehr die Besonderheiten bei der Enwicklung einer neuen Sportart (nicht nur die reine Verwaltung) und die Bedeutung der Abkoppelung von Futsal vom Fußball  als den nächsten wichtigen Schritt erkennt, soll das Wachstum in Deutschland wieder steigen.

Josef Janker (Spielbetrieb Landesverbände)

janker_swVom Bayrischen Fußballverband wurde Josef Janker (Jahrgang 1956) in die Kommission entsandt. Janker war von 2002 bis 2014 hauptberuflich Bürgermeister der Gemeinde Zell. Ehrenamtlich ist Janker Vorsitzender des Verbands-Spielausschusses des Bayrischen Fußballverbandes, Beisitzer im Spielausschuss des Süddeutschen Fußball-Verbandes und übernimmt beim DFB die Sicherheitsaufsicht bei Spielen der 1. und 2. Bundesliga sowie der 3. Liga. 2013 erhielt er die DFB Verdienstnadel.

Mit Futsal kam Janker bereits 2007 bei ersten Futsal-Hallenturnieren in Bayern in Kontakt und ist aktuell Mitglied der Kommission „Hallenfußball“ beim BFV. Bereits 2007 sagte er: „Wir dürfen uns diesem weltweiten Trend nicht verschließen. Unter dem Dach des Verbandes ist diese Sache gut aufgehoben„. Zudem war Janker maßgeblich bei der Umstellung von klassischen Hallenfußball auf Futsal für Fußballer in Bayern beteiligt. Da dieser Prozess von zahlreichen kritischen Diskussionen begleitet war, kann man Janker als Mann der Taten sehen, welcher Vorgaben auch entsprechend umsetzt. Aber Janker hat auch erkannt, dass man Fußballer nicht zwingen sollte, weshalb in Bayern auch der klassische Hallenfußball als Turnier organsiert (mit Einschränkungen) werden kann. Diese Eigenschaften sollte in den Aktivitäten der Kommission positiv zu tragen kommen. Wenig Anknüpfungspunkte scheint Janker jedoch mit reinem Futsal-Ligaspielbetrieb zu haben – ein Umstand der sich als Mitglied in der Futsal-Kommission sicherlich zeitnah ändern wird.

Christian Pothe (Vertreter des Jugendausschusses)

pothe_swAls Hamburger „Repräsentant“ ist Christian Pothe (Jahrgang 1966) als Vertreter des Jugendausschusses Teil der Futsal-Kommission. Pothe ist hauptberuflich selbständiger Rechtsanwalt  bzw. Inhaber einer Rechts-Management-Agentur und der Beteilungsgesellschaft QM3.  Seit 2013 ist Pothe Vorsitzender des DFB-Jugendausschusses. Dazu engagiert sich Pothe bereits länger als  Vorsitzender des Ausschuss für Fußballentwicklung/ Freizeit- und Breitensport im Hamburger Fußballverband und als Mitglied im Jugendausschuss im Norddeutschen Fußballverband.  Bereits 1995 begann Pothe im Jugend-Rechtsausschuss des HFV  ehrenamtlich zu arbeiten. Anfang der 2000er war Pothe auch Vizepräsident des FC St. Pauli und zuvor auch zeiweise Jugendtrainer beim FC St. Pauli. Etwas „dubios“ wirkt seine Geschäftsgeschichte. So war Pothe bereits bei zahlreichen Gesellschaften engagiert und wechselte regelmäßig (Quelle1 Quelle2). Aktuell steht das Unternehmen QM3 massiv unter Druck, da versprochene Zinszahlungen nicht gezahlt wurden. Einige Seiten gehen sogar soweit von Anlagebetrug zu sprechen (Quelle1 Quelle2).

Pothe kennt Futsal vorwiegend als Offizieller bei Futsal-Jugendturnieren für die Fußballjugend als „Winterfußball“. Dies steht im Einklang mit seiner Sichtweise von Futsal als Erweiterung für Fußballer: „zudem kommt Futsal der technischen und taktischen Ausbildung der jungen Fußballer zugute„. Entgegen anderen Kommissionsmitgliedern, ist Pothe sehr aktiv in sozialen Netzen aktiv und betreibt einen eigenen Twitteraccount. Die Erfahrung und die Hebelwirkung von sozialen Onlinenetzwerken könnten im Rahmen der Kommissionsarbeit von Bedeutung sein, da Futsal auch zum großen Teil durch Vereinsaktivitäten in sozialen Onlinenetzwerken getrieben wird.

Bastian Dankert (Vertreter Geschäftsführer LV)

dankert_swDas Kommissionsmitglied mit dem engsten Zeitplan sollte der Schweriner Bastian Dankert (Jahrgang 1980) sein. Sein Lebensunterhalt verdient der Politik- und Sportwissenschaftler zum einen als Geschäftsführer und Marketingleiter des Fußballverbands Mecklenburg-Vorpommern. Ferner ist Dankert seit 2012 aktiver Bundesliga- und seit 2014 FIFA-Schiedsrichter. Da bleibt kaum Zeit für andere Aktivitäten sollte man denken.

Die Berührungspunkte von Dankert mit Futsal gehen anscheinend nicht über einige wenige Futsal-Turnier für Fußballer in den letzten zwei Jahren hinaus.  Sein Eindruck zu den Spielen: „Und die, die hier waren, konnten wir von dieser schnellen und technisch geprägten Variante unseres Sports überzeugen! Dieser Anfang stimmt uns positiv

Andrea Nuszkowski (Vertreterin des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball)

nuszkowski_swSie größte – bezogen auf die öffentlich verfügbaren Informationen – Unbekannte der Kommission ist die Hamburger Andrea Nuszkowski, welche aktuell stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses Frauen- und Mädchenfußball beim Hamburger Fußballverband, dem  Norddeutschen Fußballverband und im Hamburger Sportbund ist.

Nuszkowski hat jedoch schon seit einigen Jahren Schnittpunkte mit Winter-Futsal-Turnieren für Frauen und scheint begeistert von Futsal – immerhin wurde Sie mehrfach bei Spielen zur deutschen Futsal-Meisterschaft gesehen. In Bezug auf reine Futsalvereine scheinen keine großen Vorerfahrungen vorzuliegen.

 

Nils Klems (Vereinsvertreter), Wendelin Kemper & Daniel Gerlach (Co-Trainer Nationalmannschaft)

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Die letzten drei Kommissionsmitglieder muss man eigentlich kaum noch innerhalb der Futsal-Community vorstellen. Es sind die jüngsten und mit Futsal erfahrensten Mitglieder der Kommission.

Nils Klems (Jahrgang 1988), aktueller Spieler der Nationalmannschaft, Spieler bei Holzpfosten Schwerte (zuvor Spielertrainer) und Vorstandsmitglied/Abteilungsleiter Futsal bei Holzpofsten Schwerte, konzentriert sich seit einigen Jahren rein auf den Schwerter Futsal. Hauptberuflich ist er Angestellter in der Privatwirtschaft.

Wendelin Kemper (Jahrgang 1987) spielt seit 2009 Futsal und ist aktueller Co-Trainer der Nationalmannschaft, Futsal-Auswahltrainer von Westfalen und war bis 2017 Spielertrainer des UFC-Münster und war Co-Trainer der deutschen Studentennationalmannschaft 2016 in Brasilien. Er besitzt die UEFA-Futsal-B-Lizenz, den DFB-Futsal-Instruktor und eine Fußball B-Lizenz. Hauptberuflich ist er Referendar zum Lehreramt.

Daniel Gerlach (Jahrgang 1985) spielt seit 2007 als Spielertrainer Futsal, ist Inhaber der UEFA-Futsal-B-Lizenz, und trainiert aktuell als CIo-Trainer die Futsal-Nationalmannschaft und ist Sportwissenschaftler in der Privatwirtschaft. Des Weiteren trainiert Gerlach die Mittelrhein-Futsal-Auswahl und ist Spielertrainer bei den Futsal Panthers Köln. Auch er war Co-Trainer der Studentennationalmannschaft 2016 in Brasilien.

Alle drei Kommissionsmitglieder können langjährige aktive Spieler- und Trainererfahrung im Futsal nachweisen. Hinzu kommt, dass alle drei auf Futsal als eigene Sportart fixiert sind und auch in den Vereinsumgebungen größtenteils reine Futsalspieler um sich haben. Für die Entwicklung von Futsal als eigene Sportart – fernab des „Winterfußballs“ – sind diese drei Personalien grundsätzlich eine sehr gute Besetzung. Allen drei fehlt es jedoch an Erfahrungen in Kommissionsarbeit in Verbänden, welche jedoch durch die erfahreneren Mitglieder kompensiert werden sollte. Weiterhin wurde die Art der Nominierung durchaus kritisch an der Basis diskutiert. So ist unklar, warum ein aktiver Nationalspieler Teil einer Kommission sein kann, welche womöglich Zugriff auf die Entscheidungen bezüglich der Nationalmannschaft haben. Zudem ist der Posten der Kommissionsbeteiligung sehr unglücklich als „Vereinsvertreter“ tituliert, da leider die Vereine nicht in die Wahl integriert wurden. Daher sollte man Klems eher als „Vereinsverantwortlicher“ titulieren. Dabei bleibt dann trotzdem die Frage, was ausgerechnet Klems als aktiven Nationalspieler als Vereinsverantwortlichen gegenüber anderen gleichqualifizierten aber nicht Nationalspielern qualifiziert? Auch die Berufung von Kemper und Gerlach erscheint nicht ganz transparent. Es ist unverständlich warum Co-Trainer, nicht jedoch der Trainer der Nationalmannschaft, Teil der Kommission sind. Auch hier besteht die Gefahr der Befangenheit, da beide in zahlreichen multiplen Positionen engagiert sind, was in problematischen Entscheidungen resultieren kann. An der Futsalbasis wären einige Personalien „vorrätig“ gewesen, welche nicht im „Dunstkreis“ der Nationalmannschaft stehen, aber eine ähnliche Erfahrung im Bereich Futsal besitzen. Die Einbindung der Vereine in die Wahl eines Vereinsvertreters hätte zumindest etwas Transparenz geschaffen. Fachlich  stehen der Berufung der drei Personalien keine Einwände entgegen.

Die Kommission – Ein Kommentar

Aus Sicht von Futsalromantikern sollte das Ziel der Kommission sein, Futsal als eigene Sportart zu etablieren sowie die Futsalaktivitäten der Landesverbände zu synchronisieren. Gerade in diesem Punkt werfen die Vita der aktuellen Kandidaten bisher noch Fragen auf. Kritisch ist der Eindruck, dass die Mehrheit der Kommissionsmitglieder Futsal primär als attraktive Variante während der Winterpause sieht. Problematisch könnte auch die Einstellung werden, dass Futsal nicht als Konkurrenz zum Fußball gesehen wird, denn das ist sie natürlich: gäbe es keinen Futsalspielbetrieb würden die meisten der reinen Futsalspieler mit Sicherheit im Fußballverein engagiert sein. Vorallem kritisch ist die starke Unausgeglichenheit von Mitgliedern mit aktiver Futsalerfahrung (vier) und ohne (acht). Nach der Theorie der kritischen Masse (Kanter, 1977), werden Entscheidungen immer in Tendenz durch die Mehrheit entschieden. Die Futsalerfahrenen Mitglieder sind dabei doppelt in der Minderheit. Zum einen hinsichtlich der Sicht auf Futsal als eigenständige Sportart und zum anderen Altersmäßig.

Sicherlich ist es von Vorteil erfahrene Kommissionsmitglieder mit jungen kreativen und „handlungswütigen“ Individuen zu vereinen, jedoch besteht eben aktuell ein starkes Ungleichgewicht. Als Lösung hätte man aus den Landesverbänden und Verbandsauswahltrainern rekrutieren können. Ein weiterer Aspekt ist das hohe Alter einiger Kandidaten. Es könnte argumentiert werden, dass der „Reformationsdrang“ gering sein könnte, wenn in 5-10 Jahren sowieso der Ruhestand feststeht.  Es liegt zudem nahe, dass einige Kommissionsmitglieder aufgrund eines sehr gefüllten Terminkalender das Zeitinvestment in die Kommissionsarbeit auf ein Minimum reduziert. Besonders Denkert, Schott, Frymuth und Schultz scheinen bereits sehr in anderen Funktionen eingebunden zu sein.

Welche Impulse könnten also von der Futsal-Kommission ausgehen? „Best case scenario“: Die Futsal-Kommission erkennt die besonderen Dynamiken [1] einer Wachstumssportart, schafft es, die unterschiedlichen Stärken und Erfahrungen der Mitglieder effektiv für die Entwicklung von Futsal als eigenständige Sportart einzusetzen,  die Stabilisierung des nachlassenden Futsalinteresses als ein Kernziel zu forcieren und die Futsalentscheidungsträger in den Verbänden in die Kommissionsarbeit anzuhören. Vor allem wäre es förderlich, den futsalerfahrenen Mitgliedern großen Ideenfreiraum einzuräumen um nötige Innovationen durchzusetzen. Hierbei ist besonders auf Ulf Schott zu hoffen, welcher seine Erfahrung in Wandlungsprozessen für die jungen Kommissionsmitglieder einsetzen könnte.“Worst Case Scenario:“ Es könnte in Zukunft durch die ungleiche Verteilung und Ansichten problematisch werden, unpopuläre und – aus Sicht von Fußballern – unkonventionelle Entscheidungen zu treffen, welche jedoch von elemantarer Bedeutung für eine Wachstumssportart sind. Aufgrund der geringen Zeitressourcen der Mitglieder wird die Kommission nur selten tagen und wichtige Impulse verpassen. Die Ideen der jüngeren Kommissionsmitglieder werden nicht beachtet und es herrscht die Mentalität  „Minimaler Aufwand“.

Was sich gewünscht werden kann? In Zukunft wäre eine größere Transparenz ein fantastisches Signal an die Basis, denn Futsal lebt nun mal von der Basis und die Community lebt für die Community – nicht für den DFB oder die Landesverbände. Einige Personalentscheidungen könnten zum Beispiel durch Wahlen im Rahmen des Futsal-Länderpokals (oder endlich einer Futsal-Tagung wie schon langfristig gefordert) getroffen werden. Eine organisatorische Abkoppelung von Entscheidungsposten und Basis mag bei einer etablierten Sportart funktionieren, könnte jedoch ineffektiv für Wachstumssportarten sein, da intransparente Entscheidungen Spieler schnell aus dem Sport drängen könnten.[2]

Es ist zu hoffen, dass die Kommission „Futsal für Futsaler“ anstatt „Futsal für Fußballer“ als ein Leitmotiv erkennt und sich neuen Herausforderrungen und alternativ-unkonventionellen Wegen nicht verschließt.

Liegen wir mit der Einschätzung von Personalien falsch oder habt Ihr weitere Fakten? Dann kommentiert den Beitrag!

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[1] So erfolgt die Kommunikation zwischen Vereinen und Spielern ausschließlich im Internet. Viele potenzielle Spieler haben Migrationshintergrund, da diese Spieler Futsal bereits aus der Heimat kennen. Eine Rekrutierung von Spielern sollte daher nicht nur primär aus aktiven Fußballern erfolgen, sondern aus interessierten Spielern ohne ein bereits vorhandenes Hobby. Denn Spieler ohne ein bestehendes Hobby von einer neuen Sportart zu überzeugen, wird langfristig erfolgsversprechender sein, als die Ansprache von Fußballspielern. Auch muss erkannt werden, dass neue Vereine geschaffen und bestehende Teams stabilisiert werden müssen,  um den Spielbetrieb und damit Attraktivität eines Engagements zu steigern.

[2] Wenn durch falsche Personalentscheidungen nur ein einziger in einem Futsalteam aussteigt, dieser jedoch die zentrale Organisationsperson des Team ist, dann kann es sein, dass das gesamte Konstrukt instabil wird und zerfällt (wie aktuell in Siegen, Wesel, HSV Futsal, Cosmos, Futsal Club Nova), da die Posten in den Vereinen oft nur von wenigen geführt werden.

Kanter, R. M. (1977). Some effects of proportions on group life: Skewed sex ratios and responses to token women. American journal of Sociology, 82(5), 965-990.

Quelle Fotos: DFB

5 Kommentare

  1. […] Mister: Die DFB-Futsal-Kommission und die Bedeutung für die Futsalentwicklung in Deutschland. Mühlheim, […]

  2. […]  Das Jahr 2016 war ein Jahr mit deutlichen Entwicklungsfortschritten seitens des Dachverbandes DFB. Die neugegründete Nationalmannschaft traf sich zu mehreren Lehrgängen und präsentierte sich und den deutschen Futsal in Hamburg als zukunftsträchtig. Auch absolvierte 2016 „die Nationalfünf“ die ersten Pflichtspiele in der EM-Qualifikation. Dazu wird Futsal von 2017 an als Modul (zunächst in einzelnen Verbänden zur Probe) in der Fußballtrainerausbildung, zur Lizenzverlängerung C und B, angeboten. Kurz vor dem Jahreswechsel dann sogar die Nachricht eines Futsalleistungszentrums in Duisburg, (welches sich im Nachhinein als „internes“ Zentrum des Fußballverband Niederrheins entpuppte), gekoppelt mit weiteren Entwicklungszielen im neuen Masterplan 2017 und einer eigens gegründeten Futsalkommission. […]

  3. […] und sowohl der Leitung der Deutschen Futsal-Meisterschaft 2017 um Bernd Barutta als auch der DFB-Futsal-Kommission ihr Dokument mit den belastenden Sachverhalten zuschickten, war die Einspruchsfrist laut […]

  4. […] Mister: Die DFB-Futsal-Kommission und die Bedeutung für die Futsalentwicklung in Deutschland. Mühlheim, […]

  5. […] Mister: Die DFB-Futsal-Kommission und die Bedeutung für die Futsalentwicklung in Deutschland. Mühlheim, […]

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