Futsalwachstum: Warum der aktuelle Futsal-Hype dringend benötigt wird

„Der Futsal in Deutschland boomt“ ist immer wieder an verschiedenen Stellen und in Interviews zu hören. Tatsächlich, seit den ersten organisierten Ligen in Berlin, Hamburg und Westfalen um das Jahr 2005, haben sich weitere Ligen und Mannschaften zusammengefunden.  So ist die Anzahl der Futsalteams (alle gemeldeten Mannschaften inklusive Zweit-oder Drittvertretungen) in organisierten Ligen seit 2011/2012 von 99 auf 143 gestiegen (betrachtet wurden keine Kleinserien oder Turniere). Ein Plus von 44% – jedoch in langen 5 Jahren. Der Blick auf die Entwicklung von verschiedenen Clubs (welche bedeutsamer ist, da hier wirklich neue Strukturen entstehen) ohne die Zweitvertretungen zeigt sogar nur einen Anstieg von 88 auf 127 – das sind ebenfalls 44%.  Klingt viel, doch bei einem „Boom“ stellt man sich doch etwas anderes vor. Betrachten wir sogar die Wachstumsraten – also die prozentuale Veränderung von Clubs von ein Jahr auf das nächste – dann sehen wir einen abnehmenden Trend des Wachstums. Besonders die Zunahme von  Clubs nimmt stark ab, bzw. die Zahl der Auflösungen übersteigt die Neugründungen.

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Ein wirklicher Boom kann nur für das Jahr 2014 ausgemacht werden, mit einem Wachstum von 22% an neuen Clubs. Damals schaffte es Westfalen 15 neue Clubs zu akquirieren und Niederrhein sowie Bayern starteten neue Ligen. Seitdem haben die Ligen immer wieder mit dem Problem von Mannschaftsabmeldungen zu kämpfen. Wie vor einigen Wochen berichtet (https://misterfutsal.de/2016/10/13/quergedacht-warum-sichere-aufsteiger-hinderlich-fuer-die-futsalentwicklung-sein-koennen/) melden sich Teams vor allem bei sportlichem Misserfolg ab. Dies hemmt das Wachstum der Ligen, da alte Clubs mit funktionierenden Strukturen wegfallen und neue Clubs erst wieder neues Wissen und Strukturen aufbauen müssen, was Zeit und Ressourcen verschlingt. Mit Blick auf die einzelnen Regionalverbände mit Futsalligen ist außerdem zu beobachten, dass sich Hamburg wenig und Berlin sogar negativ entwickeln. Grund in der Berlin war der Wegfall der Uni-Liga im Jahr 2013. Davor konnten sich Teams ohne große Hürden dem Ligabetrieb anschließen. So startete man in 3 Ligen 2011/2012 mit 40 Clubs – in der aktuellen Saison haben sich nur noch 18 Clubs gemeldet.  Besonders positiv entwickelt sich die Region Süd (auch natürlich aufgrund der größeren Gesamtbevökerung). Obwohl die Region West aktuell die meisten Futsalteams in Deutschland organisiert, nehmen im Süden jedoch mehr separate Clubs an den Wettbewerben teil. Jedoch ist auch zu erwähnen, dass gerade die Futsal-Liga Baden große Probleme hat und keinen so umfangreichen Wettbewerb organisiert. Auch unberücksichtigt sind bisher noch „lose Clubs“ und Ligen ohne regelmäßigen Spielbetrieb (eher erweiterte Turnierform) wie Schleswig-Holstein (Uni-Liga außer 1 Club), welche eine Kleinserie spielen. Daher dürften aus diesen Ligen weitere Impulse und ganzjähriger Ligabetrieb bald zu erwarten sein.

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Alles in allem wächst der Futsal also – jedoch mit abnehmender Tendenz. Daher ist unbedingt ein „Booster“ notwendig, sollte in 3-5 Jahre eine Bundesliga angedacht sein. Der aktuelle Pressehype rund um den Futsal und die Nationalmannschaft ist also dringend notwendig. Endlich investiert der DFB und nutzt seine Netzwerke, um den Futsal bekannt zu machen. Doch was kommt nach dem Länderspiel? Der  Pressehype wird innerhalb einer Woche vorüber sein. Dann ist zu hoffen, dass der DFB und die Landesverbände weitere Ressourcen an die Ligen verteilt. Teilweise arbeiten einzelne Ligakoordinatoren ehrenamtlich am Aufbau der Ligen. Das damit kein langfristiges „Wachstums-Feuerwerk“ möglich ist, zeigen uns die hier präsentierten Zahlen. Nach unserer Sicht müssen – wenigstens in den Regionalverbänden  – Vollzeitkräfte für die Futsalorganisation eingestellt werden. Ansonsten könnte die Futsal-Glut erlöschen, bevor das Feuer richtig brennen konnte.

uebersichtfutsal

5 Kommentare

  1. Wir benötigen einen ganzjahrigen Spielbetrieb von April bis Dezember. Futsal hängt immer noch am Fußball und will die Fußballspieler über die Herbst- und Wintermonate mit einbeziehen. Das kann nicht funktionieren. Eine Bundesliga würde einen Rahmen für den Spielplan schaffen.

  2. […] von Futsalclubs verlangsamt hat und der deutsche Futsal daher einen dringenden Hype benötigt(https://misterfutsal.de/2016/10/29/futsalwachstum-warum-der-aktuelle-futsal-hype-dringend-benoetigt-…), um das Wachstum des deutschen Futsals zu stabilisieren und bestenfalls zu beschleunigen. Damals […]

  3. […] Mit Futsal hatte Schott – basierend auf den Internetrecherchen – wenige Berührungspunkte. Was ihn jedoch besonders wertvoll für die Entwicklung von Futsal in Deutschland machen könnte, ist seine Erfahrung mit Veränderungen im DFB. Schott gehörte zu den zentralen Entscheidungsträgern des Umbaus des deutschen Fußball Ausbildungswesens nach der WM 1998. So erstellte Schott Konzepte und Analysen, welche letztendlich in das Jugendförderungskonzept übernommen wurden. Diese Erfahrung mit Neuerrungen und die damit verbundenen langjährigen und zähen Abstimmungen gepolt mit der Entscheidungsbefugnis im DFB, könnten Schott zu einem der zentralen  Futsal-Gestalter in den nächsten Jahren machen. Erkennt Schott das Potenzial in Futsal als eigenständige Sportart und einem eigenständigem Ligasystem, dann könnte er der Futsal-Kommission die notwendigen Impulse bringen, um den aktuellen Wachstumsstillstand im Bereich Futsal aufzulösen. […]

  4. […] die Anzahl der Futsalclubs – entgegen der allgemeinen Wahrnehmung – ins Stocken gerät (zum Bericht). In einem weiterem Bericht beleuchteten wir die Signaleffekte des ersten Länderspiels und konnten […]

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