Und wieder ist ein Futsal-Jahr vergangen. Viel Positives ist im letzten Jahr passiert: offizielle Bestätigung der Futsal-Bundesliga, Einführung der Futsal-Regionalliga Süd-West, spielerische Fortschritte bei der Nationalmannschaft und die Entstehung erster Futsal-Stützpunkte. Doch ungeachtet der positiven Entwicklung auf der „Makro-ebene“ interessieren wir uns hier schon seit Jahren für die Entwicklung auf der Mikro-ebene und Basis: die Futsal-Teams und Futsal-Clubs. Genau in diesem Punkt schauten wir im letzten Jahr noch recht enttäuscht auf eine Stagnation und Minus-Wachstums bei der Anzahl der Futsal-Teams (hier der Artikel). Unter Berücksichtigung der zahlreichen positiven Entwicklungen in Futsal-Deutschland im Jahr 2019, wollen wir nun mit einer neuen „Bestandserhebung“ schauen, ob sich auch die Futsal-Basis in der aktuellen Saison positiv entwickelt hat.
Erhebungsverfahren
Ziel ist es auch in diesem Jahr, den Umfang des organisierten Futsals in Deutschland abzubilden. Daher wurden – wie in den vergangenen Jahren auch – alle in offiziellen Ligen (basierend auf fussball.de) angetretenen Teams und Clubs gezählt. Dabei unterscheiden wir zunächst Teams und Clubs. Teams umfasst die Summe aller gemeldeten Teams inklusiver Zweit- oder Drittvertretungen. Als Clubs zählen wir keine Reserveteams. Diese Unterscheidung ist besonders für die Ermittlung von Konzentrationstendenzen – also die Eingliederung von selbständigen Clubs in größere Teams als Reservemannschaften – von Relevanz. Bedeutsam für die Interpretation der nachstehenden Daten sind zudem die von uns gesetzte Definition einer organisierten Futsal-Liga. Wir haben nur die denjenigen Ligen aufgenommen, welche eine Spieldauer von min. 3 Monaten (keine Winterliga), Spiele mit offizieller Spielzeit, Regelmäßige Meldung auf fussball.de (keine Hobbyliga) aufweisen konnten. Zu diesen Ligen zählen daher nicht die Futsal-Liga Kiel (8 Teams), die Futsal-Liga Greifswald (7 Teams), die Futsal-Liga Württemberg (5 Teams), die Futsal-Liga Leipzig (6) und einige Bezirksligen aus Bayern (mit Ausnahme der recht stabilen Bezirksliga Oberbayern). Einzelteams bzw. reine Futsal-Clubs wurden nur gelistet, sofern es im entsprechenden Verband keine offizielle Liga gab (z. B. Staufener SC in Südbaden). Die Warriors Saar wurden somit in der vergangenen Erhebung als einziger Vertreter aus dem Saarland ausgewiesen, wurden aber dieses Jahr nicht berücksichtigt, da der Club nicht an der Regionalliga Süd-West teilnimmt.
Auswertung
Beginnen wir mit der allgemeinen Übersicht der Teams und Clubs je Regionalverband (Abbildung 1). Erfreulich ist zunächst, dass nun auch der Regionalverband Süd-West aufgeführt werden konnte und direkt 6 Clubs für die neue Regionalliga gewinnen konnte. Während im Westen die meisten Teams (49) spielen, kann der Süden die meisten Clubs (44) vorweisen. Dies bedeutet, dass der Futsal im Westen stärker von Reservemannschaften geprägt ist als der Süden. Die Regionalverbände Ost und Nord sind ungefähr gleich groß (36/35 und 29/32). Über die Jahre besonders abgebaut haben die Landesverbände Berlin und Westfalen. Leider gibt es – nach der Auflösung der 3. Berlin-Liga zur Saison 2016/2017 – weiterhin keinen Landesverband mit einem 3-Level-Unterbau unter der Regionalliga. Lediglich am Niederrhein, in Berlin, in Hessen und in Bayern wird ein 2-Level-Unterbau angeboten. Die Liga in Thüringen und Bremen scheinen zudem etwas fragil – hier ist abzuwarten ob sich diese Ligen weiter etablieren. In Bezug auf den Unterbau in den Landesverbänden gibt es also weiterhin Stillstand in Futsal-Deutschland. In Hamburg existiert zudem eine Jugendliga und im Westen eine Frauen-Regionalliga (8 Teams). 6 der 8 Frauenclubs haben jedoch auch ein Männer-Futsal-Team und sind daher in der Statistik (indirekt) erfasst.
Hinsichtlich der Gesamtentwicklung (Abbildung 2) und der Wachstumsraten (Abbildung 3) ist zwar weiterhin nicht der lang ersehnte „Boom“ ablesbar, dennoch wuchs der Futsal so stark wie seit 2015/2016 nicht mehr. Konkret gesagt, wuchsen die Futsal-Teams um 4,22% (173) zum Vorjahr und die Clubs um 4,20% (149). Damit wiederholte sich das Negativ-Wachstum aus dem Vorjahr (-2,35%) zum Glück nicht noch einmal. Mit 173 Teams und 149 Clubs gibt es zudem so viele Teams als auch Clubs wie nie zuvor! Ferner ist zu bedenken, dass sich aus den Ligen in Kiel, Leipzig, Greifswald und Württemberg doch noch in naher Zukunft zusätzliche offizielle Ligen herausbilden könnten. Spannend bleibt zudem der Effekt der Bundesliga-Einführung. Bereits zur nächsten Saison müssen sich alle Clubs mit Hoffnungen auf die Bundesliga deutlich verstärken, um die sportliche Qualifikation sicher zu stemmen. Es ist zu erwarten, dass sich entsprechende Clubs bei kleineren Clubs bedienen werden und somit diesen – durch den Verlust der besten Spieler – zur Auflösung drängen könnten (siehe Artikel zur Thematik aus 2019). Auch könnten kleinere Clubs mit wenigen Spielern den sicheren Weg in ein Reserveteam eines größeren Clubs mit besseren Strukturen vorziehen und somit eine Stagnation an Teams aber eine Schrumpfung hinsichtlich der involvierten Clubs hervorrufen. Bereits in dieser Saison haben sich 7 Teams (4%) aus dem laufendem Wettbewerb zurückgezogen (Bayer Uerdingen I, Rumelner TV II, Besiktas Berlin, Grunauer BC, FC Liria II, SV Jeetze Salzwedel und FC Grün-Weiß Ingolstadt).
Fazit
Die aktuellen Bestandszahlen deutscher Futsal-Teams zeigen ein positives Wachstum an und der Bestand an Futsal-Organisationen ist auf Rekordniveau. Obwohl positiv, bleibt das Wachstum gering (ca. +4%) und ist weit entfernt von den kleinen „Boom-Jahren“ 2014/2015 und 2015/2016 mit ca. 20% Wachstum. Es bleibt zu hoffen, dass sich alle Verbände den Regionalliga-Unterbau verbessern können, denn sonst könnte mit der Bundesliga und dem Abzug von jeweils zwei Teams aus den Regionalligen ein Vakuum unterhalb der Regionalligen entstehen. Also ein Aufruf an alle „Futsal-Aktivisten“: gründet Teams, vernetzt euch und teilt Wissen! Nur so kann an der Basis vorwärts gehen.
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