Ohne Zweifel befindet sich der deutsche Futsal im starken Wandel, was von zwei Quellen ausgeht. Zum einen wird die COVID-19 Pandemie die Sportlandschaft in Deutschland in vielen Facetten ändern. Voraussichtlich werden die Sponsoreneinnahmen mittelfristig um 30% bis 60% sinken (siehe 40% Abschlag TV-Fussball-Rechte in Frankreich), was in Folge die Entlohnungen von Fußball- und Futsal-Spielern beeinflussen wird. Gleichzeitig zahlen viele Mitglieder fixe Mitgliedsbeiträge obwohl nicht trainiert werden kann, was tendenziell dazu führt, dass sich Mitglieder (eventuell nur temporär) abmelden werden. Ferner suchen sich einige Mitglieder anderweitigen Freizeitausgleich und verlieren somit vielleicht die Verbindung zum Fußball und Futsal.
Positiv könnte dieser Trend jedoch im Breiten-Futsal wirken, wenn Alternativgehälter im Bezirks- und Kreisligafußball wegfallen und sich Spieler ohne „Geldzwang“ zwischen Futsal und Fußball entscheiden können. Zum anderen wird hoffentlich 2021 die Futsal-Bundesliga kommen, welche sicherlich als Zugpferd für den Futsal wirken wird, jedoch auch regionale Nachfragemonopole nach Futsal-Spielern schafft. Wer Nationalmannschaft spielen möchte, muss ganz einfach zu einem Futsal-Bundesligisten wechseln. Dies wird unweigerlich zu einem Abzug der besten Regionalligaspieler in die Bundesliga-Teams sorgen und die Nicht-Bundesliga-Futsal-Clubs zusätzlich belasten. Auf der anderen Seite zieht die Futsal-Bundesliga vermeintlich neue Spieler in den Futsal-Sport und könnte somit den Verlust bei Nicht-Bundesliga-Teams ausgleichen.
Ungeachtet der beiden aktuellen Trends im Futsal wäre ein positiver Schub für den deutschen Futsal enorm wichtig, wenn wir uns die Entwicklung der Futsal-Teams und Futsal-Clubs in Deutschland anschauen (siehe auch Entwicklungsbericht 2020). Dabei haben wir alle deutschen Futsal-Teams und Futsal-Clubs (keine Zwei- oder Drittvertretung) über fussball.de zusammengesucht, welche für einen regelmäßigen Spielbetrieb 2020/2021 angemeldet waren. Hobbyligen wie in Kiel oder Greifswald sind daher genauso unberücksichtigt, wie einige „Winterligen“, welche nicht über 2x20netto spielen noch weniger als 3 Monate Spielbetrieb anbieten. Die Daten wurden zudem um bereits zurückgezogene Teams (stand Anfang Februar 2021) korrigiert.

Wie in obenstehender Grafik ersichtlich, stagniert das Team- und Club-Wachstum in Deutschland zu aktuellen Saison mit einem Nullwachstum von 0%. Aktuell sind wir weit entfernt von besseren Zeiten wie in 2014 bis 2016, als vermehrt neue Teams in Westfalen, Baden und Niedersachsen entstanden. Auch wenn ein „Nullwachstum“ in Corona-Zeiten zunächst nicht besorgniserregend klingt, so ist eines zu berücksichtigen: die Ligen in Hessen, Bremen, Thüringen und Baden wurden zur aktuellen Saison nicht geplant, weshalb wir an dieser Stelle nur die Werte aus der letzten Saison (abzüglich der Aufsteiger in einer der fünf Regionalligen) übernommen haben. Es besteht daher Unsicherheit in Bezug auf die Anzahl der Teams in diesen Ligen. Gerade in Bremen und Thüringen wäre ein Spielbetrieb unwahrscheinlich gewesen. Ferner ist nicht klar, wie viele Teams sich seit dem Lockdown im November nun eigentlich schon schleichend aufgelöst haben bzw. den Spielbetrieb nicht mehr aufnehmen werden. Aufgrund der Gleichentwicklung von Teams und Clubs gibt es dieses Jahr keine weiteren Konzentrationstendenzen auf größere Teams mit Zwei- und Drittvertretungen.

Mit Blick auf die detailierten Entwicklungen in den einzelnen Verbänden zeichnet sich die Futsal-Schrumpfung gerade in Berlin stark ab. Zur Saison 2020/2021 konnte der Berliner Verband das erste mal seit 2011 nur eine Regionalliga-Unterbau-Liga bilden. Durch den Wegfall einer zweiten Regionalliga-Unterbau-Liga in Westfalen in der vergangenen Saison existieren daher aktuell nur am Niederrhein und Hessen 2. Landesligen (ausgenommen Bayern da dies eine Art Bezirksliga ist). Positiv ist die Entwicklung jedoch im Südwesten, wo sich wieder sechs Teams für eine Liga finden konnten als auch in Niedersachsen und am Niederrhein (leichtes Plus an neuen Teams).
FAZIT
Der deutsche Futsal lebt, aber ist in einer Scheideweg-Situation. Zum einen stagniert das Wachstum und zum anderen könnten die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie eher zur Auflösung von Teams als zur Neugründung beitragen. Daher gewinnt der Start der Futsal-Bundesliga 2021 eine zusätzlich Bedeutung, um neben dem Wachstum in der Spitze auch das Wachstums in der Breite zu stabilisieren. Es wird immanent deutlich, dass der Futsal zum einen aufgrund einer zunehmenden internationalen Konkurrenz in der Spitze und auf der anderen Seite für eine entsprechenden Unterbau mehr denn je auch in der Breite wachsen muss. Denn die zuverlässigsten Teams werden nun in die Bundesliga „abwandern“. Außerdem ist der von vielen immer wieder suggerierte Futsal-Hype ist weiterhin nicht ersichtlich. Der Futsal lebt auch wie schon vor 10 Jahren von Pionierarbeit und 99% Ehrenamt. Dies ist ein harter Kampf gegen andere Rand- und Wachstumssportarten. Nur wenn wir weiter für unseren Sport eintreten und Freizeit unbezahlt opfern, wird aus dem Futsal-Pflänzchen (mit Hilfe der Bundesliga) vielleicht in fünf bis 10 Jahren ein flächendeckender Spielbetrieb mit min. 1 Landesliga in jedem Verband oder 2 Landesligen in den aktuellen Futsal-Hochburgen. #ProFutsalBundesliga2021
[…] einen Aufmerksamkeits-Boost für das deutsche Futsal-Wachstum wichtig ist, haben wir in unserem Entwicklungsbericht ausführlich erörtert. Grundsätzlich ist durch den DFB der Start der Bundesliga eigentlich klar […]