Berlin, Weilimdorf, Hohenstein und Hamburg, das sind die Halbfinalisten der deutschen Futsal-Meisterschaft 2019. Im Viertelfinale haben alle vier Teams ihre Stärken gezeigt, während aber auch Schwächen erkennbar wurden. Diese wollen wir für euch in einer kurzen Analyse näherbringen, um so eine Aussicht und Prognose für die Halbfinalduelle FC Liria Berlin vs. TSV Weilimdorf und VFL Hohenstein-Ernstthal vs. HSV Panthers zu entwickeln.
FC Liria Berlin
Die Berliner haben sich über zwei Unentschieden (3:3 und 6:6) und einem anschließendem 6-Meterschießen gegen einen der Titelfavoriten, dem MCH Futsal Club Sennestadt, durchgesetzt. Die Berliner haben in den beiden Auseinandersetzungen gegen Sennestadt über große Strecken auf eine tiefstehende Defensive und blitzschnelles Konterspiel gesetzt. Diese Rechnung ging auf. Zwar wurde keines der beiden Spiele in 40 Minuten gewonnen, jedoch wurden die Sennestädter durch großen Defensivkampf und hohe Effizienz in der Chancenverwertung immer wieder auf Distanz und schlussendlich im 6-Meterschießen hinter sich gehalten.
Stärken
Die Berliner sind eines der Teams, von dem es bis zum Viertelfinalstart am wenigsten Videomaterial und Informationen gab. Nach den beiden Viertelfinalfights gegen Sennestadt lässt sich bei den Berlinern von der stärksten bzw. effizientesten Offensive des Viertelfinals sprechen: Von 17 Tormöglichkeiten machten die Berliner 9 rein, wodurch eine überragende Quote einer 53%igen Torchancenverwertung aufzuführen ist. Die Berliner setzten dabei in ihrem Offensivspiel primär auf ein schnelles Spiel in die Tiefe, explosive Konter und kreative Standards, wodurch die Berliner regelmäßig Präsenz und Gefahr ausstrahlen kann.
Schwächen
Die Berliner haben im Viertelfinale in zwei Spielen über 40 Torchancen zugelassen, von denen der Berliner Torwart Göde alleine 28 Bälle entschärft hat. Hier kann man natürlich den Torhüter als weitere Stärke bezeichnen, jedoch auch Schwächen in der zentralen Defensivstruktur erkennen, da der Viertelfinalgegner aus Sennestadt zahlreich durch das Zentrum sowie auch innerhalb des Strafraumes zum Abschluss kam. Dies ging im Viertelfinale noch gut, könnte aber im Halbfinale zum Problem werden.
TSV Weilimdorf
Die Weilimdorfer setzten sich zweimal deutlich (12:5 und 7:2) gegen den Süd-West-Meister von den Warriors Saar durch. Weilimdorf, welches sich in der Regionalliga-Süd weitestgehend nur in den direkten Duellen mit Regensburg gefordert sah, wurde in den beiden Viertelfinalspielen (meist in den ersten Halbzeiten) zum einen durch eigene Nachlässigkeiten und zum anderen auch durch den Kampf der Warriors Saar ins „Stottern“ gebracht. Mehr als „Stottern“ war es jedoch nicht, denn als in beiden Spielen die Kraft und der Wille des Gegners nachließ, münzten die Weilimdorfer ihre spielerische Überlegenheit in Tore um und zogen ergebnistechnisch davon.
Stärken
Die Weilimdorfer verfügen über eine starke offensive Spielstruktur, dies sieht man vor allem am Positionsspiel der Fixos, Alas und auch am Spiel mit und über den Pivot. Die Weilimdorfer bemühen sich über die Alas das Spielfeld breit zu halten, während eine weitere große Stärke über ihren abschlussstarken Pivot in der Tiefe des Spielfeldes lauert. Zudem erlaubten es sich die Weilimdorfer im Viertelfinale weitestgehend auf ihre deutschen Nationalspieler zu verzichten, was auf einen starken qualitativ breiten Kader hinweist.
Schwächen
Nachlässigkeiten zeigten sich bei Weilimdorf vor allem im defensiven Umschaltspiel. In Verbindung mit erkennbarer Unkonzentriertheit sowie fehlender Handlungsschnelligkeit und Abstimmung in defensiven Umschaltstruktur luden die Weilimdorfer den wahrscheinlich schwächsten Viertelfinalteilnehmer zu insgesamt 7 Gegentoren ein.
Prognose zu „FC Liria Berlin vs. TSV Weilimdorf“
Falls Berlin die Chancenausbeute derart hochhält wie gegen Sennestadt, wären das favorisierende Argumente für den Einzug ins Finale, da Weilimdorf im Viertelfinale in der Rückwärtsbewegung Probleme aufzeigte, welche jedoch wahrscheinlich eher gegner- bzw. kopfbedingt waren. Den Weilimdorfern muss im Vergleich zu Berlin die reifere Spielanlage attestiert werden – die Erfahrung gegen eine reifere Spielanlage haben die Berliner jedoch auch schon gegen Sennestadt gemacht. Die Berliner werden sich auch gegen Weilimdorf defensiv ordentlich strecken und auch wieder auf ihren Torwart hoffen müssen, damit gegen die Stuttgarter etwas zu holen ist.
Finalchancen: 40% Berlin / 60% Weilimdorf
VFL Hohenstein-Ernstthal
Im Viertelfinale gegen den FC St. Pauli machten die Hohensteiner bei den klaren 6:0 und 7:3 Erfolgen nicht viele Geschenke und ließen den Gegner ähnlich wie die Weilimdorfer in ihrem Viertelfinale mehr als verdient hinter sich. Jedoch mit wichtigen Unterschieden, welche sich in den Stärken und Schwächen der Hohensteiner wiederspiegelt.
Stärken
Hohenstein verfügt über das leistungshomogenste Team im Halbfinale. Die spielerisch-kollektiven Abläufe konnten sich gegen den FC St. Pauli durch Stabilität und Effizienz auszeichnen. Man hat auf nahezu allen Positionen zwei bis drei gleich- bzw. leistungsstarke Spieler, so dass den Hohensteinern in der Breite des Kaders keines der anderen übrigen Halbfinalteams etwas vormacht. Zudem ist jede Position (einschließlich des Torwarts) mit Profierfahrung ausgestattet, so dass die Hohensteiner im Offensiv- wie Defensivspiel die disziplinierteste sowie klarste Spielstruktur zeigen. Somit kann die taktische Ablaufstabilität und -intensität der Hohensteiner als deutlichste Stärke des Teams gesehen werden.
Schwächen
Die Winterabgänge von Elezi und Oliveira haben die Hohensteiner zwar mit Legionären kompensiert, dennoch ließ sich in der Rückrunde und auch gegen St. Pauli bei den Hohensteinern der gewisse „individuelle Kick“ vermissen. Offensive wie Defensive im 1vs1- bzw. Isolationssituationen werden prinzipiell über kollektive Abläufe geregelt, was gegen St. Pauli in aller Regelmäßigkeit durchführbar war. Bei Gegnern, welche eine qualitativ größere Balance aus Kollektiv und Individuum haben, wird sich zeigen, ob das Team Probleme bekommt oder nicht.
HSV Panthers
Die Hamburger setzten sich in zwei durchaus umkämpften Duellen mit dem westdeutschen Vizemeister aus Köln mit 10:6 und 4:2 verdientermaßen durch. Zweieinhalb von vier Halbzeiten haben den Hamburger gegen die Kölner gereicht, während die Kölner insbesondere im Hinspiel das Halbfinalticket aus der Hand gaben. Nach 4:0 und 6:3 Führung und der anschließenden 6:10 Niederlage war die Geschichte für das Rückspiel klar für die Hamburger serviert. Anhand der beiden Viertelfinalpartien lassen sich jedoch die Stärken und Schwächen der Hamburger gut herauskristallisieren.
Stärken
„Aggressive, raumgreifende Körperlichkeit, gepaart mit technisch versierten Spielern, die zusammen ein verschwörtes Raubkatzenrudel bilden“, so oder so ähnlich lassen sich die starken Phasen der Hamburger aus dem Viertelfinale deuten. Die HSV-Panthers bringen eine gute Mischung aus Kollektiv und Individualität auf den Hallenboden. Vor allem in Halbzeit 2 und 4 der Viertelfinalspiele konnte man eine aggressiv-verteidigende Truppe mit offensiven Spielwitz – welche neben kollektiven Stafetten auch gute Individuallösungen bot – beobachten. Mit Ceylani, Saglam, Meyer und Zankl hat das Hamburger Spiel erfahrene Stützen und Spieler, welche dem Spiel eine eigene Richtung geben können. Ferner wurde mit zunehmender Spielzeit der Viertelfinalspiele die vorhandene Fitness und „Kaltschnäuzigkeit“ im Torabschluss auffällig.
Schwächen
Im Defensivumschalten sowie bei fehlendem Druck auf dem Ballführer fehlte es den Hamburgern gegen Köln phasenweise an Orientierung/Staffelung (insbesondere) im zentraldefensiven Verband, so dass sich neben Kontermöglichkeiten auch Schüsse aus der zweiten Reihe für den Gegner ergaben, die von Köln jedoch weitestgehend nur geringfügig bzw. wirklich intensiv nur in der ersten Halbzeit des Hinspiels genutzt wurden. Ähnlich dem MCH Sennestadt oder auch dem TSV Weilimdorf schlief die Hamburger Defensive in bestimmten Phasen ihrer Viertelfinalpartien in welchen Konzentrationsschwächen auftraten (hier insbesondere in der ersten Halbzeit des Hinspiels). Dies könnte im Halbfinale das Ende bedeuten.
Prognose zu „VFL Hohenstein-Ernstthal vs. HSV-Panthers“
Der amtierende deutsche Meister aus Hohenstein wurde im DM-Viertelfinale wenig gefordert und das Potenzial des Teams lässt sich daher nur aufgrund der vorhandenen (Profi-)Erfahrungen und zuvorigen Erfolge erahnen, die das Team von Heiko Fröhlich in eine leichte Favoritenrolle setzen. Dennoch sind auch die Chancen der Hamburger auf den Finaleinzug bei einem guten Hinspielergebnis durchaus realistisch zu betrachten, denn auf individueller Ebene macht den Hamburgern keiner was vor. Sollten die Hamburger den Hohensteinern zwei intensive Duelle bieten können, so werden es Nuancen sein, die dieses Halbfinale, in dem die Hohensteiner leicht favorisiert sind, entscheiden werden.
Finalchancen: 45% HSV Panthers / 55% VFL Hohenstein-Ernstthal