Wer ebenfalls unter den Beinamen „Mister Futsal“ bekannt ist, muss in der Vergangenheit seine Qualitäten und Engagement bereits mehrfach in den Sport eingebracht haben. So hat Nils Klems bereits in den Anfängen der Regionalliga West als Spieler und Vereinsvorstand von Holzpfosten Schwerte aktiv für die Etablierung und Verbreitung der Sportart beigetragen. Danach folgten überzeugende Auftritte für die Westfalenauswahl. Im letzten Jahr konnte Nils Klems seine Klasse auch in der Futsal-Nationalmannschaft einbringen und war immer engagiert im Austausch mit anderen Futsalenthusiasten in Deutschland. Nicht von ungefähr wurde Nils Klems daher im November 2016 als Vereinsverantwortlicher in die Kommission Futsal des DFB „berufen“. Da aktuell noch wenige Informationen aus der Kommissionsarbeit an die Futsalbasis weitergetragen wurden, freuen uns, dass sich Nils bereiterklärt hat, mit Mister Futsal über die Kommissionsarbeit und die Futsalentwicklung in Deutschland zu diskutieren.
MF: Hallo Nils. Vielen Dank, dass Du dir Zeit für uns nimmst, denn mit Verein, deutscher Meisterschaft, Nationalmannschaft und nun auch Kommissionsarbeit hat man sicher viel um die Ohren. Daher die erste Frage: Wie schaffst Du das alles aktuell ;)?
NK: Hallo Mister Futsal, vielen Dank für eure Anfrage – selbstverständlich nehme ich mir die Zeit. Leider ist es ja gerade mit unserem Ausscheiden im Viertelfinale und dem Ausscheiden der Nationalmannschaft in Lettland schlagartig ruhiger geworden. Wobei sich andererseits auch mal ein weißes Fenster auf meinem Terminkalender bemerkbar macht – meine Freundin ist da sicher nicht so traurig 😉
MF: Kommen wir zum Hauptthema – die Futsal Kommission. Du bist als Vereinsvertreter in der Kommission aktiv. Wie kam es dazu?
NK: Unmittelbar nach dem Beschluss des DFBs, eine Nationalmannschaft zu gründen, gab es bereits ein Treffen zur kurzfristigen Entwicklung der Nationalmannschaft. Da war ich als einer von wenigen Vereinsvertretern dabei. Mit Gründung der Futsal-Kommission wurde ich dann vom DFB für den Posten des Vereinsvertreters benannt. Wenn ich richtig informiert bin, ist dieser Posten aus der Praxis in einer Kommission übrigens unüblich. Daher sicher ein gutes Zeichen an die Basis und gleichzeitig eine entsprechende Verantwortung für mich, der ich unbedingt gerecht werden will.
MF: Was sind deine bisherigen Erfahrungen im Vereinsmanagement und in genereller Kommissionsarbeit?
NK: 2005 war ich Gründungsmitglied des Fußballvereins Holzpfosten Schwerte, der inzwischen zu einem Mehrspartenverein mit zehn Mannschaften in vier verschiedenen Sportarten und ca. 250 Mitgliedern gewachsen ist. Hier war ich von 2012 bis 2016 erster Vorsitzender und bin aktuell noch zweiter Vorsitzender, Abteilungsleiter der Futsalabteilung und „Team-Manager“ der 1. Herrenmannschaft. Durch die gemachten Erfahrungen sind mir definitiv einige Probleme, aber auch Chancen bekannt, die die Vereinsarbeit mit sich bringt. Die Kommissionsarbeit ist für mich komplett neu. Einerseits hoffe ich natürlich viel lernen zu können und andererseits mit einem frischen und praxisbezogenen Blick, der Kommission auch die ein oder andere Denkweise näher zu bringen.
MF: Bisher gab es ein Treffen der Kommissionmitglieder. Wie ist das erste Treffen aus deiner Sicht verlaufen? Gab es erste konkrete „Projekte“?
NK: Beim ersten Treffen ging es primär darum, sich kennenzulernen und einen groben Überblick über die einzelnen Bereiche zu gewinnen. So gab es bspw. ein Feedback zur Entwicklung der Nationalmannschaft und zum Abschneiden bei der EM-Quali in Riga. Es ging aber natürlich auch um den Spielbetrieb bei Herren, Frauen und Kindern und einige weitere Punkte. Das erste Treffen war zum Kennenlernen sicher gut und sinnvoll, die Erwartungen, dass aus der ersten Sitzung direkt Maßnahmen ergriffen werden, wären sicher die falschen. Allerdings, denke ich, ist es wichtig, zeitnah weitere Sitzungen folgen zu lassen, damit man in der Arbeit etwas konkreter werden kann.
MF: Marcel Loosveld war ja auch beim ersten Treffen dabei. Welchen Eindruck hast Du von Ihm?
NK: Genau, Marcel Loosveld war ebenfalls bei der ersten Sitzung anwesend. Ich denke, seine Teilnahme ist extrem förderlich für die Entwicklung der Nationalmannschaft bzw. der deutschen Spitze. Er vertritt natürlich primär die Interessen der Nationalmannschaft. Es wurde aber deutlich, dass er in der Entwicklung des Futsals und im Schaffen gewisser Strukturen schon einige Erfahrungen aus seiner Vergangenheit mitbringt. Darüber hinaus hat er schon signalisiert, dass regelmäßigeres Training potentieller Nationalspieler und ein regelmäßiger Austausch zwischen ihm – dem Bundestrainer – und den Verbands-Auswahltrainern für ihn wichtig sind. Ich denke, er tut der Entwicklung in Deutschland sehr gut.
MF: In der Futsalcommunity fragt man sich vor allem, welche Ziele und Befugnisse die Kommission in Zukunft haben wird. Was kannst Du dazu sagen?
NK: Nach der ersten Sitzung kann ich leider noch nicht so viel Konkretes dazu sagen. Aber natürlich geht es um eine strukturelle Entwicklung des Futsals in Deutschland. In der Kommission findet ja ein direkter Austausch zwischen den verschiedenen Bereichen statt. Dieser ist ganz sicher sinnvoll, da die Entwicklung der Sportart nicht bspw. nur in der Herren-Spitze stattfinden kann und bspw. die Jugend- und Schularbeit wichtige Bestandteile sind. Ich verstehe die Aufgabe einer Kommission eben auch als Beratung, die Umsetzung einiger Ideen muss letztlich wieder in den einzelnen Bereichen stattfinden.
MF: Wie wirst Du mit der Doppelfunktion (Spieler und Kommissionsmitglied) umgehen? Meinst Du, dort könnte es in Zukunft Konflikte geben?
NK: Ehrlich gesagt, Ich sehe die Doppelfunktion nur als Vorteil. Ich versuche natürlich die Erfahrungen aus der Praxis und die Wünsche, die die Aktiven haben, so gut es geht in die Kommission zu tragen. Für mich geht es in meiner Rolle als Kommissionsmitglied weder um mich als Spieler noch um meinen Verein, ich denke, das kann ich schon gut trennen.
MF: Was würdest du persönlich gerne über die Futsal Kommission erreichen?
NK: Persönlich möchte ich als Vereinsvertreter natürlich allgemeine Probleme und Chancen, die es in den Vereinen gibt, an den DFB herantragen und versuchen, Maßnahmen zu entwickeln, wie die Kommission bzw. der DFB die Vereine unterstützen kann. Hierfür ist aber auch ein direkter Austausch elementar. Als die Gründung der Kommission bekannt wurde, habe ich viel Kritisches, teilweise auch sehr negatives gelesen und gehört. Konstruktiv auf mich zugekommen ist genau ein Vereinsvertreter. Das finde ich sehr bedenklich, denn es geht ja um unsere Entwicklung. Und da sollten wir, die Szene, es als Chance verstehen, Leute aus der Szene in der Kommission zu haben. Ich freue mich jedenfalls über jede Unterstützung und jeden konstruktiven Austausch mit anderen Vereinsvertretern.
MF: Wie ist deine Meinung zur aktuellen Entwicklung von Futsal als eigenständiger Sportart in Deutschland? Was läuft gut und wo muss unbedingt etwas getan werden?
NK: Die Entwicklung insbesondere der letzten zwei Jahre sehe ich als sehr positiv an. Vor allem durch die Gründung der Nationalmannschaft und die damit verbundene Medienpräsenz, hat der Futsal einen anderen Stellenwert erreicht. Futsal ist ein unglaublich attraktiver Sport mit einer großen Zukunft in Deutschland, davon bin ich fest überzeugt. Da ist der Schritt zu einer eigenständigen Sportart unabdingbar und ein ganz wichtiger für unsere Zukunft.
Ansonsten sehe ich noch viel Handlungs- und Entwicklungspotential auf den verschiedensten Ebenen. Die wichtigste Rolle kann hierbei das Image spielen. Futsal muss noch bekannter werden – auch um Vorurteile abzubauen und Missverständnissen vorzubeugen – und ein entsprechendes Ansehen – eben als eigenständige Sportart – haben. Wenn schon die Kids mit Futsal groß werden und es lieben (was sie tun werden), wird die restliche Entwicklung deutlich leichter.
MF: Und was sagst du zur aktuellen Entwicklung der deutschen Meisterschaft gerade im Hinblick auf kurzfristige Verstärkungen aus dem Ausland?
NK: Ein schwieriges Thema. Grundsätzlich wollen wir, dass der Futsal populärer wird, da ist es doch klar, dass Gelder fließen und auch ausländische Spieler geholt werden. In einem gewissen Maß befürworte ich das sogar, da dadurch das Niveau zweifellos steigt. Da der deutsche Futsal aber noch lange nicht gefestigt ist und wir auch unsere deutschen Spieler entwickeln wollen, wäre es sicher sinnvoll über eine gewisse Begrenzung nachzudenken – wie es sie ja beispielsweise beim Profifußball schon gegeben hat und in der dritten Liga auch noch gibt. Ganz wichtig für die Zukunft der deutschen Meisterschaft finde ich aber vor allem, ein einheitliches Regelwerk für alle Verbände bzw. Mannschaften, die an der DM teilnehmen. Hier besteht dringender Nachholbedarf.
MF: Klassische Abschlussfrage bei uns: wo steht der deutsche Futsal in drei Jahren?
NK: Wenn es nach mir geht, gibt es in drei Jahren einen Spielbetrieb in der Jugend, Futsal ist im Lehrplan der Schulen fest verankert, bei den Senioren ist die Basis so gestärkt, dass es jeder Verband über ein gesundes Ligensystem verfügt und in der Vereinsspitze gibt es ein einheitliches Qualifikationsmodell (Regionalligen) oder sogar eine (evtl. mehrgleisige) Bundesliga. Die Nationalmannschaft schafft es sich im Mittelfeld zu etablieren und übersteht einigermaßen problemlos die erste Qualifikationsrunde. Die Medienpräsenz ist gefestigt und Futsal wird bei der Nationalmannschaft und zu den entscheidenden Spielen der deutschen Meisterschaft live im Fernsehen übertragen.
Also alles in allem kleine Ziele für die nächsten drei Jahre – ich hoffe, wir packen es gemeinsam an.
MF: Vielen Dank Nils. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg in Verein, Nationalmannschaft und Kommissionsarbeit.