Pässe und Passwege im Futsal

Wer zum ersten Mal Futsal spielt, voller Tatendrang seine ersten Trainingseinheiten bestreitet oder sich mit seinen angestaubten spanisch oder portugiesisch Kenntnissen eine Futsalübertragung anschaut, der wird schnell auf ein für ihn fremdes Vokabular stoßen. Zwischen Pivot, Fixo, Pisada, Paralela und einer Reihe weiteren Begrifflichkeiten, für die es kaum genügend exakte Übersetzungen gibt, sind anfängliche Verständnisprobleme eine logische Folge. Da es an einer lizensierte Trainerausbildung in Deutschland fehlt (2016 könnte sich dies ändern), hat sich bislang kein fachgerechtes und einheitliches Futsalvokabular durchgesetzt. So kann es vorkommen, dass sogar etablierte deutsche Futsaler unterschiedliche Begriffe verwenden oder überhaupt keine Bezeichnung für bestimmte taktische Konzepte einsetzen. Für die taktische Entwicklung des deutschen Futsals wird es jedoch entscheidend sein, wie schnell sich ein einheitliches Fachvokabular einstellt, um gemeinsam weitere Forschritte zu erzielen oder um externes Know-How verständlich und einheitlich zu implementieren.

In diesem Artikel soll der Pass als entscheidende Komponente im Offensivspiel im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, denn Pass ist nicht gleich Pass. Im Futsal ist es fast durchgehend möglich, jedem Pass einen taktischen Wert beizuordnen. Viele kennen vom Fußball die geometrische Darstellung der Passwege der großen Fußballvereine, um bestimmte Muster zu erkennen (hier ein fantastischer Artikel im Spiegel dazu). Im Futsal würden sich bei den Topteams oft ähnliche Abbildungen ergeben, da das kleine Feld sowie die reduzierte Anzahl an Spielern genau wie bei der offensiven und defensiven Staffelung nicht so viele Alternativen ermöglicht. Diese Reduktion eröffnet jedoch taktische Möglichkeiten, die wir uns zu nutze machen können, wie zum Beispiel die eindeutige Bezeichnung dieser spezifischen Passweg auf dem Feld. Ein Aspekt, den es als Vorteil zu nutzen gilt.

Passtypen – technische und taktische Persektive

Grundsätzlich können zwei Perspektiven beim Futsalpass unterschieden werden: eine taktische sowie eine technische Perspektive. Bei der taktischen Perspektive wird der Pass auf seine taktische Funktion bezogen. Abhängig von der gespielt Position des Passgebers und dem Passweg haben sich beim Futsal einige typische Bezeichnungen wie la paralela oder la diagonal im spanischen Futsalvokabular durchgesetzt. Wir grenzen vorerst vier Typen  ab: Der Parallelpass (la paralela), der Diagonalpass (la diagonal), der Stützpass (Teilkonzept von la cortina) und der Doppelpass (sowohl horizontal als vertikal). Die technische Perspektive hingegen bezeichnet die Technik, mit der ein Pass gespielt werden kann. Auch hier haben sich sehr spezifische Techniken entwickelt, die im Feldfußball seltener Einsatz finden. Zu nennen sind zum Beispiel der der Chippass, der Pivotpass und der Lobpass. In diesem Artikel widmen wir uns einzig der taktischen Perspektive.

mister futsal pass

Passbezeichnungen – Das Warum?

Die erste Frage, die es grundsätzlich bei der taktischen Schulung der Spieler zu beantworten gilt, ist immer das Warum. Warum ist es entscheidend, dass Spieler und Trainer über ein einheitliches Vokabular verfügen, um über die Pässe auf dem Feld zu sprechen? Drei Aspekte spielen neben dem Mehrwert für die gesamttaktische Entwicklung in Deutschland eine Rolle.

Erstens bietet die Erfassung dieser typischer und wiederkehrender Passmuster die Möglichkeit, gewisse Abläufe zu erfassen, um die Kommunikation auf und neben dem Platz zu verbessern. Die Spieler untereinander oder der Trainer können schneller und präziser, beziehungsweise überhaupt erst, Anweisungen geben. Wie bei anderen Teamsportarten gilt auch hier: Wer besser kommuniziert, hat größere Siegeschancen.

Zweitens zählen die Passwege zu den individualtaktische Offensivaktionen, auf denen das komplette Offensivspiel der Mannschaft beruht, wie auch die teamtaktischen Rotationen. Diese eingespielten Bewegungsmuster basieren jedoch auf festen Passwegen, die taktische Alternativen auf dem Feld bieten. Die Kombination der einzelnen Pässe führt anschließend zur Rotation. Diese eindeutige Abgrenzung der Lernschritte ist notwendig, um Rotationen gezielt in der Offensive einzusetzen. Sie sind demnach „eigentlich“ eine teamtaktische übergeordneter Umsetzung der einzelnen Offensivaktionen.

Drittens verbessert die Kenntnis oder der Einsatz bestimmter Bezeichnungen die Lerngeschwindigkeit der Mannschaft beim Training. Anweisungen wie „Ermögliche hier einen Parallelpass“ werden durch ein einheitliches Vokabular zu eindeutigen und unmisstverständlichen Anweisungen, die durchgängig im Training eingesetzt werden können. Dieser Aspekt ist wiederrum dem Thema Kommunikation zu zuordnen. Das Training, die Spieler und die Mannschaft gewinnen langfristig an futsaltaktischer Tiefe.

Taktische Passarten

Folgend sollen die einzelnen Pässe bezüglich ihres Ablaufes auf dem Feld beschrieben zu werden. Um das ganze eindeutiger darzustellen, sind die einzelnen Pässe in kurzen Videosequenzen dargestellt.

Beim Parallelpass wird ein Pass parallel entlang der Seitenlinie gespielt. Bei diesem Pass eröffnet der Fixo nach einem Anspiel auf dem Ala durch einen Lauf in dessen Richtung parallel zur Seitenlinie einen Passweg. Damit wird versucht, eine Freiraum zu schaffen, der zu einer Schuß- beziehungsweise Passmöglichkeit auf das Tor oder den zweiten Pfosten abzielt.

Der Diagonalpass kann als Gegenstück zum Parallelpass interpretiert werden. In diesem Fall eröffnet ein Spieler durch eine Bewegung auf dem Spielfeld einen diagonalen Passweg weg vom Ala. Oft wird ein Spieler in Pivotposition mit dem Rücken zum Tor gesucht, um anschließend den Weg zum Tor zu suchen.

Der Stützpass stellt ein taktisches Mittel zur Entlastung der Mitspieler beim Spielaufbau dar. Als Beispiel dient oft der Parallelpass. Bei der Bewegung des Fixos Richtung Seitenlinie zum Parallelpass wird der Laufweg unterbrochen, um sich kurzfristig für einen Doppelpass ohne Positionsveränderung und Raumgewinn beim ersten Passgeber anzubieten. Dabei wird mit dem Laufweg versucht, den Gegner sowohl zu einem möglichen Fehler bei der Übergabe in der Defensive zu zwingen (la cortina) oder  kurzfristig den Druck vom ballführenden Spieler zu nehmen, da sich die Abwehr neu positionieren muss.

Der Doppelpass bezieht sich beim Futsal ebenfalls auf einen speziellen Laufweg. Möglicherweise wäre eine alternative Bezeichnung sinnvoller, um Verwirrungen bezüglich des „Doppelpass-Charakters“ beim Stütz- und Parallelpass zu vermeiden. Beim Doppelpass wird eine Kombination mit dem Pivot gesucht, der typischerweise einen Pass vom Ala erhält, der wiederrum in die tiefe startet, um einen möglichen Abschluss zu suchen. Dabei lässt sich unterscheiden zwischen einem horizontalen Doppelpass, bei dem der erste Spieler die Linie entlang läuft, oder einem vertikalen Doppelpass, bei dem der Pivot auf dem Ala angespielt wird und der Passgeber in die Mitte zieht.

Und nun seid ihr an der Reihe. Nutzt ihr ebenfalls fest Bezeichnungen für die Passwege, weichen eure Bezeichnungen ab oder nutzt ihr weitere taktische Passwege? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Quelle Videos: Youtube-Kanal: Jose Valle, LNFS

 

ein Kommentar

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