Wann schlägt der Futsal in Deutschland ein? Teil 4

Für viele in Deutschland ist Futsal immer noch ein Fremdwort. Dabei ist der Futsal die offzielle Variante des Hallenfußballs der FIFA und UEFA. Trotzdem wird in Deutschland lieber der hier bekannte Hallenfußball mit Bande und Kunstrasen gespielt. Den wenigen Leuten, denen Futsal mehr oder weniger ein Begriff ist, haben häufig keine gute Einstellung zu dem Sport. Warum das allerdings so ist, weiß keiner. Doch wann schlägt der Futsal in Deutschland ein? Oder wird dieser Sport sich hier nie durchsetzen, egal wie stark sich die FIFA engagiert? Welche sind die entscheidenen Bausteine?

Teil 1: DFB als Katalysator?

Teil 2: Futsal und Fußball. Mit oder doch eher gegen?

Teil 3: Futsal und Schulen. Perfekte Grundlagenbildung?

Teil 4: Der Winter. Der Alliierte des Futsals?

Der Winter. Der Alliierte des Futsals?

Natürlich spielt der Winter den Hallensportarten in die Karten. Wenn es draußen nass, kalt und stürmisch ist, bieten die Hallen perfekte Bedingungen an. Jederzeit trocken, warm und keine möglichen Spielabbrüche wegen wiedriger Wetterbedinungen. Anders: Hallensportarten kennen keine Jahreszeiten. Auch der Fußball in Deutschland besitzt eine lange Hallentradition. Pünktlich zur Winterpause werden jährlich viele über- und regionale Turniere zwischen Fußballmannschaften ausgetragen. Als Außenstehender sollte man bei diesen Vorraussetzungen annehmen, dass gerade in Deutschland der Futsal hoch im Kurs steht. Leider ist dem nicht so. In Deutschland hat sich eine ganz eigene Variante des Hallenfußballs ausgeprägt, bei dem sowohl Banden, als auch Kunstrasen, große Tore und ein richtiger Fußball im Mittelpunkt stehen. Und trotzdem ist der Hallenfußball gründsätzlich nie über den Status des Lückenbüßers in der Winterpause hinausgekommen, auch wenn die Turniere einen gewissen Traditionscharakter besitzen. In den späten 80gern und 90gern gab es in Deutschland einen regelrechten Hallenfußballboom, der so weit reichte, dass der DFB ein offizielles Turnier mit Profimannschaften ins Leben rufte: Die Hallenmasters (später der DFB-Hallenpokal). Mit großem Medienrummel und hohen Preisgelder wurde das Turnier bis 2002 ausgetragen. Auf Youtube findet man dazu Stunden an Videomaterial. Hier eine kleine Kostprobe.

Doch auch die Blützezeit des Hallenfußballs ist längst vorrüber. Die Profimannschaften aus der Bundesliga haben auf Grund von einem viel zu hohen Verletzungsrisikos und einer verkürzten Winterpause die Lust verloren. Seit dem ist der Hallenfußball erst recht negativ belegt. Im WDR erschien Ende März genau zu dieser Problematik eine Kurzreportage mit dem passenden Titel: „Tote Hose unterm Hallendach“ . In einem zehn minütigen Video wird ein kurzer Überblick über den Hallenfußball und dem Futsal in Deutschland gegeben. Das Fazit ist dabei ebenso ernüchternd wie die Darstellungsweise des Futsals selber: Extrem negativ. Wenn sogar in einer Sportreportage der Name des Futsal fälschlicherweise als „Futbol Salsa“ bezeichnet wird und der Vorteil des sprungreduzierten Balles in der einfacheren Umsetzung von Tricks erkannt wird, ist verständlich weshalb der Futsal in Deutschland keinen Erfolg hat. Doch die Probleme werden trotzdem passend angesprochen: „Ein ganz kleines Pflänzchen ist der Futsal [ ] immer noch, weil immer noch gewisse Ressentiments bei den Fußballern vorhanden sind. Zum Beispiel sagt man, beim Ball ist kein Leben drinnen“, so Paul Schomann. Von rationellen Gründen für diese ungreifbaren „Ressentiments“ wie so oft keine Spur.

Zurück zum Winter. Die Frage ist nun, wie der Futsal durch Hilfe des traditonellen an Popularität gewinnen kann. Im Winter wird wie gezeigt Fußball in der Halle gespielt. Die Idee ist dabei so einfach wie einleuchtend: Warum werden die Landesverbände nicht dazu angespornt, alle Turniere als Futsalturniere auszutragen. Es wäre konsequenter Umstieg von Hallenfußball auf Futsal per Dekret. Eine Anordnung von ganz oben als Starthilfe für den Futsal. Für den DFB würde dies die Chancen bedeuten, die große Masse für den Futsal zu begeistern. Ein Schritt, um dem Anspruch der FIFA als offizielle und einzig anerkannte Variante des Hallenfußballs gerecht zu werden.

Tatsächlich scheint gerade Bewegung in diese Debatte zu kommen. „Der Bayerische Fußball-Verband führt den bisher parallel laufenden Spielbetrieb von klassischem Hallenfußball und Futsal zusammen und stellt ab dem Winter der Saison 2013/2014 bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften auf Hallenfußball nach FIFA-Regeln (Futsal) um“. Der bayerische Fußballverband informiert in einem extrem interessaten Artikel über die Pläne, den Hallenfußball durch den Futsal zu ersetzen: BFV führt parallel laufenden Hallenfußball- und Futsal-Spielbetrieb zusammen . Besser als die Verantwortlichen des bayerischen Verbandes können die Vorteile des Futsals in diesem Zusammenhang kaum zusammengefasst werden:

„Futsal ist anerkanntermaßen mit deutlich weniger Verletzungsgefahren verbunden als der klassische Hallenfußball. Im Vordergrund stehen die technischen Fertigkeiten im Umgang mit dem Ball, weshalb Futsal als ideale „Vorschule“ für die Entwicklung der Basisfähigkeiten im Fußball gilt. Einer der prominentesten Befürworter ist Bayern-Trainer Pep Guardiola, der sich schon in seiner Zeit beim FC Barcelona mehrfach engagiert für Futsal ausgesprochen hat und typische Elemente wie viele Ballkontakte und Kombinationsspiel auf engstem Raum in seine Trainingsarbeit einbaut. Die besten Fußballer der Welt – Messi, Christiano Ronaldo, Iniesta, Neymar, Robinho, Xavi, Pelé, Luis Figo oder Zinedine Zidane – haben in ihrer Jugend Futsal gespielt.“

Und es wird auch weitergedacht!

Grundsätzlich darf Hallenfußball aus Sicht des SFV und BFV nicht als Konkurrenz zum herkömmlichen (Freiluft-)Fußball betrachtet werden. Deshalb bedarf es zwingend eines „Hallen-Zweitspielrechts“, d.h. es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass ein Spieler sowohl am traditionellen (Freiluft)-Fußballspielbetrieb als auch, ggf. für einen anderen Verein, am Hallenspielbetrieb teilnehmen kann.

Flächendeckend soll der Futsal in der Saison 2014/15 eingeführt werden. Dabei werden als Kernthemen außerdem die Schwerpunkte Länderauswahlmannschaft, Futsal in Schulen und die Einführung von Jugendturnieren angesprochen. Bleibt zu hoffen, dass andere Verbände sich die Bayern als Vorbild nehmen. Denn wenn der Fußball Lust am Futsal gewinnt, ist es eine klare Win-Win Situation für beide. Man darf gespannt beobachten, wie der Futsal in Bayern aufgenommen wird. Die Bayern werden einen klaren Fingerzeig für die Chancen des Futsals in Deutschland geben. Dann hätte sich der Winter wirklich als der Alliierte gezeigt, den der Futsal braucht. Auch wenn anders, als der Titel wohl vermuten lässt.

Wie steht ihr zu dem Thema? Spielt ihr auch regelmäßig Hallenfußball im Winter? Hat der Futsal eine realistische Chance, den Hallenfußball zu verdrängen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!

5 Kommentare

  1. Wir empfinden das als Rückschritt, damit hat der Futsal für die Bayern nur im Winter eine Daseinsberechtigung! Ein Spielbetrieb wird es eventuell so nie geben, nur die Turniere im Winter. Nach dem Motto, „wir bitten doch schon Turniere an, was sollen wir sonst noch machen?“ kann sich der Verband gut raus reden.
    Schlimmer noch, kein Jugendlicher oder erwachsener Spieler wird Fußball aufgeben und Futsal betreiben wenn Futsal nur im Winter gespielt wird. Besonders weil der Verein im Winter eh Futsal spielen wird. Futsalvereine werden es so schwer haben, an Spieler zu kommen, besonders wenn mögliche Spieler Ärger mit dem Stammverein bekommen, wenn sie im Winter für ein Futsalverein spielen wollen.
    Bayern wird schon schnell genug merken, dass sie auf dem Holzweg sind.

    1. Hallo FCR, danke für diesen sehr interessanten Gedanken. Deine Bedenken sind meiner Ansicht nach leider wirklich berechtigt. Aber in diesem Fall würde ich das Thema nicht so negativ sehen. Denn die Futsalvereine müssen sich unabhängig von diesen Turnieren trotzdem aus eigener Überzeugung gründen. Die Turniere können und sollen helfen, einfach eine größere Masse für den Futsal zu sensibilisieren. Mal schauen, wie sich das ganz in Bayern entwickeln wird. Es wird spannend sein, das ganze zu beobachten. Ich hoffe natürlich, dass du unrecht hast, für den Wohl des Futsal!

  2. Im Jugendfußball wird es noch sehr, sehr lange dauern, bis es einen Futsal Spielbetrieb gibt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn die Kinder und Jugendlichen Futsal zumindest in der Hallensaison kennen lernen. Vielleicht entdecken sie dort die Faszination des Sportes und suchen sich einen Verein in dem sie Futsal spielen können. Vielleicht kommt auch der eine oder andere Herrenspieler auf Geschmack und möchte lieber nur noch in der Halle spielen.

  3. Futsal ist einfach der Wahnsinn. Ich bin Spieler eines Futsal Vereines im Landesverband Berlin und kann nur sagen das es wundervoll funktioniert. Mittlerweile besitzen wir 3 Ligen und eine Regionalliga wurde eingeführt.Die Spielplanung läuft reibungslos, über das gesamte Jahr wird eine Hin und Rückrunde gespielt, wodurch der Punkt, dass nur im Winter Spiele stattfinden wiederlegt ist ! Schwer an Spieler zu kommen ist es auch nicht, da die Parallelität Draußen und drinnen einwandtfrei funktioniert.

    Professionelle Futsal Spieler sind deutlich besser als Freilüftler 😉

    1. Hallo BB CR7,
      freut mich sehr zu hören, dass es in Berlin gut läuft. Aber um den Punkt den du ansprichst geht es im Artikel. Auch in anderen Bundesländer wie NRW gibt es Ligastrukturen, die sehr gut funktionieren. Hier geht es nur um die Idee, ob der Hallenfußball durch den Futsal ersetzt werden soll. So könnte der Futsal mehr Ansehen zusätzlich erhalten. Das hat mit dem Ligabetrieb im Futsal nichts zu tun. Der soll so oder so unberührt davon laufen, da es eigene Vereine im Futsal braucht.

      Danke für deinen Beitrag und: weiter spielen!

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