Wann schlägt der Futsal in Deutschland ein? Teil 2

Für viele in Deutschland ist Futsal immer noch ein Fremdwort. Dabei ist der Futsal die offzielle Variante des Hallenfußballs der FIFA und UEFA. Trotzdem wird in Deutschland lieber der hier bekannte Hallenfußball mit Bande und Kunstrasen gespielt. Den wenigen Leuten, denen Futsal mehr oder weniger ein Begriff ist, haben häufig keine gute Einstellung zu dem Sport. Warum das allerdings so ist, weiß keiner. Doch wann schlägt der Futsal in Deutschland ein? Oder wird dieser Sport sich hier nie durchsetzen, egal wie stark sich die FIFA engagiert? Welche sind die entscheidenen Bausteine?

Teil 1: DFB als Katalysator?

Teil 2: Futsal und Fußball. Mit oder doch eher gegen?

Teil 3: Futsal und Schulen. Perfekte Grundlagenbildung?

Teil 4: Der Winter. Der Alliierte des Futsals?

Futsal und Fußball. Mit oder doch eher gegen?

Eines der größten Probleme mit denen der Futsal sich in Deutschland konfrontiert sieht, ist die Verwandschaft zum Fußball. Eigentlich kann man nur schlecht von einem Problem sprechen, wenn der große Bruder die populärste Sportart der Welt ist. Doch in Deutschland steht der Fußball dem Futsal im Weg. Einerseits wehren sich die „typisch alteingesessenen“ Fußballer den Futsal als alternative Sportart anzusehen. Die Werte des Futsals werden in diesem Metier meist überinterpretiert, so dass der Futsal als „Ballerinafußball für Schönwetterspieler in der Halle tituliert“ wird. Andererseits erkennen weder der DFB noch die profissionellen Fußballvereine den Wert des Futsals für die Jugendausbildung an. So herrscht in Deutschland ein Klima der allgemeinen Ablehnung. Verirrt sich dann doch ein Fußballer in die Halle, werden die spezifischen Regeln, Taktiken und Theorien nur sehr zögerlich oder gar nicht angenommen.

Diese Einstellung ist natürlich extrem schade und gerade für Spieler, die den Sport aktiv betreiben, ist die ständige Erklärungsnot nervendaufreibend. „Spielst du auch Fußball?“- „Ne, ich spiele Futsal.„-„Fut..was? Hab ich noch nicht gehört“-„Futsal, oder auch futebol de salao aus dem brasilianischen, ist die offzielle Variante des Hallenfußballs der FIFA.“-„Sag doch einfach Hallenfußball.“-„ Ne, es ist ohne Bande und … ach vergiss es, ja ich spiele Fußball.“ Wer kennt nicht diesen nahezu typischen Dialog mit Nicht-Futsalern.

Dabei können Futsal und Fußball ohne Probleme gemeinsam und gleichzeitig problemlos betrieben werden. Gerade der Einsatz im Jugendbereich ist zu empfehlen. Die technischen Fähigkeiten von Spielern aus Ländern wie Brasilien und Spanien kommen nicht von ungefähr. Schaut man auf die Geschichte des Futsals, so ist diese Förderung der jungen Spieler auch Ziel des Futsals bei seiner Entstehung gewesen. Als 1930 der Sportlehrer Juan Carlos Ceriani in Uruguay den Futsal entwickelte, setzte er sich als Ziel eine altersgerechte Spielform des Fußballs für Kinder zu entwickeln. Unabhängig von ihrem Alter und der technischen Fähigkeiten sollten Kinder zusammen spielen und Spaß haben können (mehr davon im 3.Teil der Serie). Und schaut man nach Spanien und Brasilien sieht man, wie diese Vorteile ausgenutzt werden. Die Jungs beginnen mit Futsal und lernen dort mit Fokus auf Technik und Taktik die Grundregeln des Fußballsports. Später können sie sich dann entscheiden, ob sie zum großen Fußball wechseln. Erst vor kurzem wurde dieser typische Ablauf in einem Werbevideo von Nike festgehalten. Der spanische Welt- und Europameister Andres Iniesta zeigt in einem Video, wo er sein Handwerkszeug gelernt hat. „Hier hat alles begonnen“, sind die ersten Worte von Andres Iniesta im Video. Anschließend verweist er auf die wichtigste Fähigkeit im Futsal, die ihn heute noch auszeichnet: Die Gedanken- und Entscheidungsschnelligkeit

Was bedeutet das nun. Ganz klar ist der Futsal keine Sportart, die gegen den Fußball arbeitet. Sobald in Deutschland begriffen wird, wie sehr der Fußball durch den Futsal profitieren kann, wird sich die Einstellung „zum kleinen Bruder“ drastisch ändern. Ich glaube auch, dass die Bezeichnung „kleiner Bruder“ ganz passend ist. Der Futsal möchte dem Fußball sicherlich nicht den Rang ablaufen aber auch nicht die Verwandschaft leugnen. Nach kurzer Zeit können Fußballer durch gezieltes Futsaltraining ihre Technik in engen Räumen, ihre Entscheidungsschnelligkeit, ihr Spielverständnis und die Relevanz sowie Akzeptanz von Gruppentaktiken verbessern. Wenn einer von vier Spielern beim Futsal nicht die vorgegebene Taktik einhält, entspricht dies einem Ausfall von 25%. Da wird jedem klar, dass nur gemeinsam gewonnen werden kann. Wenn dieser Gedankengang des Teamworks schon jungen Spielern beigebracht werden kann, kann der Futsal viel im Fußballland Deutschland bewegen. In England wird diese Frage sogar schon von den großen Medien durch die britische BBC gestellt und die Bemühungen des englischen Verbands offenkundig diskutiert: Could Futsal help produce an English Lionel Messi? „Because of the similarities between Futsal and football, players who have followed both during their development histories have been the ones found to go on and do really well in the game.“ Hier einige Zitate großer Fußballspieler aus dem Artikel:

Lionel Messi: „In Argentina, when I was a young boy, I used to play a lot of Futsal on the street and with Newell’s Old Boys. It was a really fun game that’s helped me a great deal.“

Cristiano Ronaldo: „In Portugal, all we played growing up was Futsal. The smaller court helped my footwork skills, the nature of the game made me feel so free when I played. If it wasn’t for Futsal, I would definitely not be the player I am today.“

Wie lange wird es wohl hier brauchen, bis Sport Bild solche Artikel herausbringt? Teilt mir eure Gedanken in den Kommentaren mit!

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