Für viele in Deutschland ist Futsal immer noch ein Fremdwort. Dabei ist der Futsal die offzielle Variante des Hallenfußballs der FIFA und UEFA. Trotzdem wird in Deutschland lieber der hier bekannte Hallenfußball mit Bande und Kunstrasen gespielt. Den wenigen Leuten, denen Futsal mehr oder weniger ein Begriff ist, haben häufig keine gute Einstellung zu dem Sport. Warum das allerdings so ist, weiß keiner. Doch wann schlägt der Futsal in Deutschland ein? Oder wird dieser Sport sich hier nie durchsetzen, egal wie stark sich die FIFA engagiert? Welche sind die entscheidenen Bausteine?
Teil 1: DFB als Katalysator?
Teil 2: Futsal und Fußball. Mit oder doch eher gegen?
Teil 3: Futsal und Schulen. Perfekte Grundlagenbildung?
Teil 4: Der Winter. Der Alliierte des Futsals?
DFB als Katalysator?
Wer ist für den Futsal eigentlich verantwortlich? Seit 1985 steht der Sport unter dem Dach der FIFA und gehört somit zur Fußballfamilie. Diese Zuordnung macht Sinn. Die Größe, Stärke und Macht der FIFA und die Verwandheit der beiden Sportarten hat dem Futsal international weitergeholfen. Dementsprechend läuft auch der Futsal in Deutschland unter dem Dach des DFB. Also perfekte Vorraussetzungen, denn der DFB ist nicht umsonst der größte Verband der UEFA. Doch der DFB hat sich in den letzten Jahren eher als Bremse gezeigt. Diese Eindruck wird von vielen Spieler und Beteiligten in der noch kleinen Futsalszene geteilt. Der in der FAZ erschienen Artikel „Fußballstarts aus der Turnhalle“ (FAZ, 14.04.13, Nr.15, S.21) bestätigte die in der Szene vorhandene Gerüchte, dass der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger dem Futsal „sehr kritisch“ gegenüberstand. Sagen wir es so: Er hatte einerseits keine Lust, dass der Futsal dem Fußball in Deutschland Konkurrenz macht und auch noch die Talente klaut. Das ist natürlich keine gute Vorraussetzung für eine junge Sportart. Diese Einstellung unterstreicht auch die Einordnung des Futsals als Breitensport. Der neue DFB-Präsident Wolfgang Niersbach soll etwas moderater agieren und dem Futsal einen höheren Stellenwert zuordnen. In wiefern sich das positiv für den Futsal äußert, wird sich hoffentlich bald zeigen.
Trotzdem dürfen nicht die positiven Engagements des DFB vergessen werden. Denn auch die gibt es in Form von Futsallehrgängen und dem DFB Futsal Cup, der aktuell die deutsche Meisterschaft darstellt. Doch diese Bemühungen scheinen verhätlnismäßig klein, wenn man bedenkt, dass Deutschland immer noch keine Nationalmannschaft stellt. Und das wird nach Aussage von Bernd Barutta, DFB-Abteilungsleiter Breitensport, auch mindestens bis 2016 so bleiben. Eigentlich undenkbar, dass der DFB einer von fünf Verbänden in Europa ist, der keine Nationalmannschaft stellt. Damit steht Deutschland hinter Mächten wie Wales, Georgien, Malta und San Marino. Aber kein Grund zur Sorge: Weder Lichtenstein noch Zypern stellen aktuell eine Nationalmannschaft. Gespannt dürfen wir uns auf das Länderauswahlturnier im Januar in Duisburg freuen. Das Turnier soll als Plattform für erste überregionale Sichtungen auf dem Weg zu Nationalmannschaft herhalten. Es scheint sich also etwas zu bewegen.
Nicht zu vergessen ist die theoretische Ausbildung der Übungsleiter. Auch hier hat der DFB noch Nachholbedarf. Im Gegensatz zu der verbreiteten Meinung vieler Fußballer ist der Futsal eine hochkomplexe und schwierige Sportart, wodurch der Vorsprung einiger Nationen sich schnell erklären lässt: durch futsalspezifisches Know-How. Ohne eine geregelte taktische und theoretische Trainerausbildung wird es dem Futsal noch schwieriger Fallen in Deutschland Fuß zu fassen. Solange die internationale Konkurrenz meilenweit entfernt ist, wird das Interesse nicht wachsen. Fans und Trainer dieser Sportart müssen sich meistens durch aufwändige Internetrecherchen auf ausländischen Foren ihr Wissen zusammensuchen. Nach deutscher Fachliteratur sucht man aktuell vergebens. Auch hier hat der DFB angekündigt, bis 2015 die „C-Futsaltrainer-Lizenz“ auszuarbeiten. Ob und wie das allerdings gelingen soll, ist nicht geklärt.
Was bedeutet das nun für den Futsal? Klar ist: Der DFB ist aktuell noch kein richtiger Katalysator, da von außen der Eindruck entsteht, dass die vorhanden Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden. Andere Länder machen vor, wie man die Leute für den Futsal begeistern kann. Frankreich hat Altstars wie Zinedine Zidane zur Primetime im TV eine Runde Futsal spielen lassen. Als Ergebnis sind die Zahlen der Futsalvereine in Paris explodiert. England baut wie verrückt Futsalhallen und setzt den Futsal verstärkt für seine Jugendausbildung im Fußball ein. Es gibt also noch viel zu tun! Und dabei dürfen Themen wie das Format des DFB Futsal Cups und die Abschaffung von Hallenfußballturnieren auf Landesebene ebenfalls nicht vergessen werden!