Von: futsalphilosoph
Welch Freude es doch ist nach so langer Zeit wieder Futsal auf deutschem Hallenboden zu sehen. Wenn auch nicht live vor Ort, aber wunderbar im Live-Stream bei DFB.tv.
Die Vorrunde der deutschen Futsal-Meisterschaft 2021 ist gespielt und das Viertelfinale kann kommen. Der DFB überträgt alles live inklusive Kommentatoren, die nicht immer ganz ohne Störung in der Verbindung und leider auch nur relativ gut und glücklich für den Futsalsport kommentieren. Im Vorrundenspiel zwischen den Wakka Eagles und Fortuna Düsseldorf zum Beispiel betonte der Kommentator zum einen, wie ernst die Fortunen diese DM doch nehmen und wie toll sich diese doch auf das Turnier vorbereitet hätten. Er hat dabei wohl nicht viel über Corona oder vor allem darüber nachgedacht, was er damit über den deutschen Futsal und die anderen teilnehmenden Mannschaften rhetorisch und semantisch vermittelt. Hier wünscht sich mein Futsalherz, dass der Kommentator doch den Futsal bitte etwas ernster nehmen sollte. Aber gut, es war halt ein Sport- bzw. Fußball-, aber halt kein Futsalkommentator. Warum kein Futsalkommentator? Da spielt Fortuna Düsseldorf in der ersten Hälfte einen wunderbaren Parallela-Lob und der Mann am Mikro kommentiert ohne Futsal-Know-How mit „schicker Pass“. Ai ai ai, was ist man als Futsalliebhaber nach so langer Futsalabstinenz in Deutschland aber auch detailverliebt und kritisch. Aber wie sagt man so schön: „die Deutlichkeit und Selbstverherrlichung der Kritik zeigt die Anerkennung des Kritikers“, denn wir können ja wirklich glücklich sein, dass der DFB diesen Livestream auf die Beine stellt, während sich manch ein Futsalkenner aber wohl über die zwischenzeitlichen Tonausfälle gefreut hat. Doch kommen wir zu den Spielen:
Futsal Club Penzberg vs. SG VfR Friesenheim/Spartak Mannheim
Das erste Vorrundenspiel zwischen dem Futsal Club Penzberg und Spartak Mannheim ist mit dem Ergebnis 8:1 schnell und kurz erzählt: Die eine Mannschaft konnte, die andere nicht. Spartak Mannheim verfolgte die Devise „dabei ist alles“, denn weder körperlich, technisch noch taktisch sah das nach dem aus, was man sich bei einer deutschen Futsal-Meisterschaft erwünscht. Dennoch darf und sollte man Respekt vor der Mannheimer Leistung haben, denn sie haben bis zum Schluss gekämpft und sich das eine Tor verdient. Sie haben sich alles andere als schlecht verkauft und alles gegeben, während die Penzberger nach der hohen Halbzeitführung den Fuß vom Gas genommen haben und sicherlich in der zweiten Halbzeit hier und da sogar noch mehr Kraft sparen hätten können.
Fazit:
Man sollte nach diesem Vorrundenspiel nicht erwarten, dass die Penzberger im Viertelfinale gegen die TSG 1846 Mainz Futsal arge Kraftprobleme bekommen. Sie scheinen recht fit, wie erwartet zwar futsalspezifisch noch nicht wirklich ausbalanciert und reif, aber gut, im Vorrundenspiel mussten sie auch keine Bäume aus dem Boden reißen, von daher sollte man dies nicht bemängeln. Wir können uns auf ein interessantes Viertelfinale zwischen Penzberg und Mainz freuen, in dem die Mainzer zwar Favorit sind, aber Penzberg auch irgendwie nicht überraschen würde, wenn sie gut mithalten und vielleicht sogar als Sieger vom Platz gehen.
Wakka Eagles vs. Fortuna Düsseldorf Futsal
Das zweite Vorrundenspiel bot dann vor allem in der ersten Halbzeit ein Spiel auf Augenhöhe. Die Fortunen aus Düsseldorf werden hoch gehandelt, während das Spiel leider insgesamt eher nach hochgestapelt aussah. So ließ Fortuna über weite Strecken des Spiels mannschaftstaktisch einiges vermissen. Während man bei Wakka hier und da eine fehlende taktische Balance oder auch ein etwas schwächeres Umschaltspiel erwarten konnte, zeigten die Düsseldorfer nach gutem Start eine recht schwache Darbietung. Der marrokanisch-niederländische Block spielte sehr pivotlastig, was von den Spielertypen ja auch Sinn macht, aber wenn die vier Feldspieler auf der Platte es nicht verstehen Breite, Tiefe, Räume und Zirkulation zu kreieren und stattdessen viel zu viele Ballkontakte und 1vs1-Verspieltheiten mit sich bringen, dann kommt so ein Gestocher dabei rum. Der zweite Block von Düsseldorf hingegen wirkte aggressiver und disziplinierter, aber nicht ganz so pressingresistent, vor allem, weil – bis auf Ferre Devos – dieser Block individualtechnisch bei langem nicht so stark scheint wie der marrokanisch-niederländische Block.
In der zweiten Hälfte verließen Wakka dann die Kräfte, die Düsseldorfer mussten keine dann auch taktischen Spezialitäten auspacken, es reichten ein paar individuelle Schnitzer bei Wakka gepaart mit schönen individuelle Aktionen der Düsseldorfer, welche so die Weichen schnell auf 3:1 und Sieg stellten. Als Wakka dann gut 5 Minuten vor Ende den Flying Goalie rausholte und mit einem statischen Tannenbaum-System viel zu schnell den Pass in die Tiefe suchte, war durch das 4:1 Empty-Net-Goal der Fortunen die Messe gelesen. Eine anschließend vergeigter Eckball im Flying-Spiel und ein daraus resultierendes weiteres (wirklich schönes) Empty-Net-Goal zum 5:1 hat Wakka dann gezeigt, dass sie das Flying-Trikot lieber im Koffer hätten liegen lassen sollen. Aber nicht nur, dass Mut und Leidenschaft belohnt, sondern vor allem auch, dass Fehler bestraft werden, das zeigt der Futsal wie kaum eine andere Sportart. Den verdienten 2:5 Ehrentreffer durch einen 10-Meter zeigt dann nur noch, dass Fortuna zwar deutlich gewinnt, aber irgendwie nicht wirklich disziplinierte Kontrolle über das Spiel hatten.
Fazit:
Fortuna geht zwar verdient, aber recht einfallslos und nicht wirklich beeindruckend ins Viertelfinale. Wenn sie dort keine Steigerung in der mannschaftstaktischen Balance aufzeigen, ist gegen Weilimdorf Endstation. Aber wie sagt man so gerne: „gute Pferde springen nur so hoch wie sie müssen“, sollte dieser Spruch auf Düsseldorf zutreffen, können wir uns auf ein spannendes Viertelfinale gegen den Favoriten aus Weilimdorf freuen.
Ausblick:
Die Vorrunde ist nun vorüber, und zwar schneller als man dachte. Das morgige Viertelfinale verspricht uns nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ mehr Futsal, so dass wir uns auf den ersten richten Festtag des deutschen Futsals 2021 freuen dürfen.