Futsal-Landesauswahlturnier: In guter Erinnerung

Nachdem sich Daniel und Christian im letzten Podcast #67 nostalgisch über das Futsal-Landesauswahlturnier (LAT) gesprochen haben, wollen wir auf diesem Wege zusätzlich „harten“ Zahlen und Fakten liefern.

Wir haben anhand der ewigen Tabelle (abrufbar unter Seite des Hamburger Fußball-Verbandes) zum LAT – großes Dankeschön an dieser Stelle an euch – ein paar Dinge abgelesen, ausgewertet und interpretiert. Glaubt uns, es hätten noch viel mehr werden können…

2014 gestartet und 2020 corona-bedingt zum letzten Mal ausgetragen, wurde das LAT bisher sieben mal ausgetragen. Dabei sahen wir vier verschiedene Sieger. Während Hamburg (HFV) dreimal die Schale in die Höhe hielt, folgt die Landesauswahl aus Sachsen mit zwei Erfolgen sowie Berlin (2019) und Bayern (2020) mit jeweils einem Titel. Die HFV-Landesauswahl sammelte in den ersten vier LAT-Ausgaben ihre drei Erfolge mit Hamburger Futsal-Größen wie Michael Meyer, Yalcin Ceylani oder Ali Yasar. Die Dominanz endete spätestens 2018 als sich jedes Jahr eine andere Auswahl den Titel holte.

Diese Entwicklung lässt in unseren Augen verschiedene Rückschlüsse zu. Erstens schrumpfte das Leistungsgefälle zwischen den 21 Landesverbänden über die sieben Jahre deutlich. Folglich gab es auch mehr engere Spiele und weniger Walk-Overs. Besonders das taktische und technische Niveau steigerte sich deutlich. Während in den ersten Jahren maximal in der Spitzen-Gruppe futsalspezifische Abläufe beobachtet wurden, lassen sich mittlerweile auch im unteren Tabellendrittel – natürlich unter Berücksichtigung des Hammes-Modells – spielstarke Teams wie beispielsweise im Jahr 2020 Württemberg (u.a. mit Manuel Fischer oder Philipp Pless) entdecken. Hinzu kommt ein spannender Verlauf der erzielten Tore auf den hinteren Rängen (14-22). Eine positive Ausnahme in dieser Hinsicht war schon immer der LV Schleswig-Holstein, der auf seinem Lieblings-Rang 20 in den Jahren 2015 (18), 2016 (18) und 2020 (13) Tore über dem Durchschnitt in diesem Bereich produzierte. Die erzielten Tore im Schnitt zwischen Rang 14 bis 22: 7,2 (2014), 9,9 (2015), 10,4 (2016), 10,6 (2017), 7,1 (2018), 7,3 (2019), 10,9 (2020).

Eine interessante These wäre, dass der Anstieg bis 2017 auf ein verbessertes individuelles Niveau der Spieler bei gleichzeitig schwächerem mannschaftstaktischem Niveau im Spiel gegen den Ball sowie weniger Torhüter mit futsal-spezifischen Techniken zurückzuführen wäre. Der kurzzeitige Abfall in den Jahren 2018 und 2019 könnte für ein gestiegenes Torhüter- und defensivtaktisches Level sprechen. Zwar passt der erneute Anstieg 2020 auf den ersten Blick nicht ins Bild. Er könnte aber die Deutung zulassen, dass aufgrund des gestiegenen Defensiv-Niveaus in den Vorjahren in Kombination mit der gestiegenen Futsal-Spielerfahrung der Spieler, vor allem bei schwächeren LVs, mehr Lösungsmöglichkeiten (egal ob durch Standards oder im Spielaufbau) und folglich Tore erzielt wurden.

Einen passenden Beleg für den Qualitätsanstieg der Teams insgesamt stellt der Berliner Sieg 2019 dar: nach einem knappen 2:0 über Brandenburg und einem noch engeren 1:0 über Hessen folgte ein 0:0 gegen das Rheinland. Das Team von Jan Scharlowsky blieb drei Spiele ohne Gegentor und erzielte in Match vier ein 4:3 gegen Bayern. Keine Führung bis dato, Spiel gegen Spitzenreiter Hamburg vor Augen und… 4:0-Sieg, der aufgrund der Niederlage Württembergs, den einzigen Erfolg der Auswahl aus der Landeshauptstadt besiegelte.

An dieser Stelle darf getrost ein Glückwunsch an Hamburg ausgesprochen werden. Die Norddeutschen erzielten in 35 Spielen einen überragenden Punkteschnitt (2,1 pro Spiel) und stehen in der ewigen Tabelle sechs Punkte vor den Zweitplatzierten Bayern. Am Ende der Tabelle befindet sich der LV Thüringen, der im Schnitt drei Punkte pro Turnier sammelte, gleich viermal Letzter wurde und wenig überraschend die meisten Gegentore (116) kassierte. Etwas überraschend ist da die Tatsache, dass der Siebtplatzierte der Tabelle, der LV Südwest, mit 103 Toren die meisten erzielt und in den letzten drei Turnieren (18, 16, 17) jeweils die meisten Treffer versenkt hat. Den Rekord innerhalb eines LATs stellte Sachsen 2016 mit 22 Toren auf (wir erinnern uns an die einmalige Spielweise mit Marco Pohls berüchtigten und punktgenauen Flugbällen).

Nimmt man den Blick weg von den Landesverbänden und richtet ihn auf die Regionalverbände (RV) ist der RV Süd mit 266 Punkten vorne. Dicht gefolgt vom RV Nordost (265 Punkte) sowie den RV Nord (213), West (168) und Südwest (141). Aufgrund der unterschiedlichen Mannschaftsstärke in den RVs ist allerdings der Punkteschnitt pro RV (Gesamtpunkte/Anzahl Landesverbände) aussagekräftiger. Hier schiebt sich der RV West auf Rang 1 mit 56 Punkten im Schnitt. Auf den weiteren Rängen folgen RV Süd und Nord mit jeweils 53 Punkten, der RV Südwest mit 47 und der RV Nordost mit 44 Punkten.

Zur Vereinsebene lassen sich hier zwei interessante Quervergleiche ziehen. Zum einen führt auf DFB-Ebene das Ranking konträr zur ewigen Tabelle des LAT der RV Nordost an. Durch die hohe Leistungsdichte in der Spitze bei den deutschen Meisterschaften (HOT 05 Futsal, Liria und 1894 Berlin) stellt der RV Nordost aktuell als einziger zwei DM-Viertelfinalisten. Gleichzeitig verdeutlicht dieser krasse Gegensatz wie die Schere in der Spielstärke im RV Nordost auseinandergeht, was auch die Regionalliga-Ergebnisse der letzten Jahre untermauern. Zum anderen spiegelt es auch ein Stück weit die Liga-Qualität des Nordens, Südens und Westens insbesondere in der Breite wieder.

Wie man sieht, sprechen auch die harten Zahlen und Fakten eine Sprache und erzählen uns zahlreiche Geschichten. Als Vergleichsturnier der vermeintlich besten deutschen Futsal-Spieler gestartet, mauserte sich das Landesauswahlturnier insbesondere nach der Einführung der Nationalmannschaft zu einem wichtigen Sichtungsturnier. Zahlreiche Einladungen folgten nach einer erfolgreichen Teilnahme, wenngleich – in Anbetracht der Einführung der Bundesliga sicher ein Bedeutungswandel des Turniers einsetzen wird. Dass die DFB-U19-Stützpunktauswahl im Vorjahr das beste Ergebnis des 22. teilnehmenden Teams in sieben Jahren LAT erreichte, könnte hier ein deutlicher Fingerzeig sein.

Doch egal wie es kommen mag: Als Ort der Zusammenkunft mit Futsal pur in drei Tagen wird das Landesauswahlturnier auf lange Sicht allen Teilnehmenden mit seinen zahlreichen Geschichten positiv in Erinnerung bleiben…

Hier auch noch ein interessanter MF-Artikel aus dem Jahr 2017 zum Landesauswahlturnier: zum Artikel.

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