Was sich in der vergangenen Woche im Futsal für viele Vereinsvertreter abgespielt hat, glich in der jeweiligen subjektiven Wahrnehmung vereinzelt einem Krimi. Die Grenzen zum klassischen Drama, welches nach Gustav Freytag aus fünf Akten besteht, sind dabei oft fließend. So oder so endet es entweder in einer Katastrophe oder der Auflösung aller Konflikte. Um herauszufinden, was uns erwartet, lest bis zum Ende und lasst uns gemeinsam auf Spurensuche gehen…
1.AKT: Einführung der Protagonisten
Der Krimi beginnt. Im März rufen Vertreter des DFB bei etwas mehr als einer Hand voll an der Futsal-Bundesliga interessierten Vereinsvertretern an, um sinngemäß nachzufragen, welche Probleme die Vereine in der Durchführung der Futsal-Bundesliga 21/22 – bedingt durch die Corona-Krise – sehen. Mit ausschlaggebend hierfür waren nach unseren Informationen die geäußerten Bedenken eines einflussreichen Abteilungsleiters beim DFB zur Durchführbarkeit der Bundesliga für seinen Verein. Verständlicherweise äußern bei den Nachfragen auch andere Vereinsvertreter Bedenken, wenngleich von den Teams mehrheitlich nicht geäußert wird, dass die Bundesliga um ein Jahr zu verschieben ist. Nach diesen ersten Gesprächen hören die Vereine erst einmal nichts mehr. Bei einer DFB-Schulung zu organisatorischen Aspekten der Futsal-Bundesliga am 27. März 2020 ist das Thema Corona explizit kein Diskussionspunkt.
2.AKT: Ansteigen der Handlung
Am 2. Mai erhält ein Vereinsvertreter auf die Anfrage, ob eine Verschiebung der Bundesliga zur Debatte stünde, vom DFB keine konkrete Antwort darauf, sondern nur den Hinweis, dass der DFB-Spielausschuss als relevanter Entscheidungsträger zu kontaktieren sei. Am nächsten Tag schließen sich die an der Bundesliga interessierten Vereinsvertreter kurz und erstellen eine Liste „Pro und Contra“ einer Bundesliga-Verschiebung. Darüber hinaus planen sie das weitere Vorgehen. Am 3. Mai erscheint zudem mit Vertretern von Fortuna Düsseldorf, Jahn Regensburg und dem MCH Sennestadt der Mister-Futsal-Podcast zur „gesunden Futsal-Bundesliga“. Ein Wording, welches später sogar in die Begründung des DFB-Antrages Einzug erhält.
3.AKT: Höhepunkt
Die Vereine beraten weiterhin wie sie bei einem möglichen Verschiebungs-Antrag reagieren könnten und auf welchem Wege es am meisten Sinn macht zu agieren. Gleichzeitig will man dafür ein differenziertes und authentisches Meinungsbild verschiedener Vereinsvertreter sammeln, die diverse Perspektiven in den Prozess einbringen. Doch am 7. Mai platzt in einer Sitzung zum Abbruch der Futsal-Regionalliga West eher beiläufig eine Bombe. Ein WDFV-Funktionsträger berichtet, dass ein Beschlussvorschlag für den außerordentlichen DFB-Bundestag die Verschiebung der Futsal-Bundesliga vorsieht. Dies versetzt die untereinander organisierten Vereinsvertreter in Aufruhr, da bisher von offizieller Seite nichts über den konkreten Antrag für eine Verschiebung bekannt war. Zudem drängt die Zeit, da am 25. Mai der außerordentliche DFB-Bundestag ansteht.
4.AKT: Moment der letzten Spannung
Die Spannung steigt… Von Freitag, 08. Mai 2020 bis Sonntag, 10. Mai 2020 übermitteln diverse Vereinsvertreter auf verschiedenen Wegen Stellungnahmen an den DFB-Spielausschuss und die Spielausschüsse des eigenen Regionalverbandes. Als Reaktion darauf ergeht am Samstagmorgen ein Schreiben vom Vorsitzenden des DFB-Spielausschusses an die Spielausschuss-Vorsitzenden der Regionalverbände mit der Bitte schnellstmöglich ein Stimmungsbild unter den Futsal-Regionalligisten / an der Bundesliga interessierten Vereinen abzufragen. Ein kurzfristiges Reagieren in einem Prozess, indem die Vertreter des DFB-Spielausschusses dachten, dass die Vereine mehrheitlich einer Verschiebung zustimmen und augenscheinlich keine Kenntnisse über das differenzierte Meinungsbild hatten. Sogar einige Regionalverbände waren über den definitiven Verlegungsantrag überrascht. Eine Mister Futsal Umfrage bestätigt zudem quantitativ den mehrheitlichen Widerstand gegen eine Verschiebung.
5.AKT: Katastrophe oder Auflösung aller Konflikte?
Nach dem bangenden Abwarten der Sitzung des DFB-Präsidiums am Montag (11.05.2020), in der unter anderem über die Fortführung der 3. Fußball-Liga (höchste DFB-Liga) debattiert wurde und der Sitzung des DFB-Spielausschusses am Donnerstag (14.05.2020) gibt es die Auflösung aller Konflikte: mit dem Abänderungsantrag 15a stellt der DFB-Spielausschuss für den außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai 2020 den folgenden Antrag (im Wortlaut):
„Der DFB-Vorstand wird ermächtigt, über eine etwaige Verschiebung der derzeit ab der Spielzeit 2021/2022 vorgesehenen Futsal-Bundesliga auf einen späteren Zeitpunkt zu entscheiden sowie hierfür notwendige Änderungen einschließlich notwendiger Folgeregelungen in den Ordnungen des DFB, insbesondere der DFB-Futsal-Ordnung, zu beschließen. Diese Ermächtigung umfasst auch ggf. notwendige Anpassungen der Regelungen zur sportlichen Qualifikation gemäß § 49a DFB-Futsal-Ordnung. [..] Gleichzeitig müssen für die nachhaltige Einführung einer „gesunden“ Futsal-Bundesliga nochmals tiefergehende Bewertungs- und Beleuchtungsprozesse mit den Regionalverbänden sowie den betreffenden Vereinen geführt werden. “
FAZIT
Die Herzen haben höher geschlagen und die Telefone sind in den letzten beiden Wochen bei einigen Futsal-Vereinsvertretern heiß gelaufen. Mit unserem Artikel geht es auch nicht darum Vorwürfe zu erheben, sondern objektiv nachvollziehbar den Spuren nachzugehen.
Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich den DFB-Spielausschuss loben, der innerhalb kurzer Zeit reagiert und die Meinungen der Vereine ernst genommen hat. Ebenso sehen wir den jetzigen Antrag als sehr sinnvolle und faire Lösung, der Raum gibt in einer aktuell schwierigen Phase Zeit zu gewinnen und flexibel auf die zukünftigen Anforderungen (Durchführung der Qualifikations-Saison oder Durchführbarkeit der Bundesliga) zu reagieren. Darüber hinaus besteht eine gute Diskussionsgrundlage, um in einen multilateralen Austausch zwischen allen relevanten Vertretern zu gehen, die Situation mit den verschiedenen Perspektiven zu bereichern und eine kritische Analyse aufzustellen.
Final bleiben uns als engagierten Detektiven nur die Fragen, wie es zur ursprünglichen Einschätzung kommen konnte, dass die Vereine in der Mehrheit eine Verschiebung wünschen und diese im Umkehrschluss eher „zufällig“ vom ursprünglichen Antrag erfahren haben? Insgesamt sind wir froh, dass unser Futsal-Krimi vorerst ein gutes Ende genommen hat und zwangsläufig der rege Austausch zwischen allen Akteuren angeregt wurde.