MF. „Mister Futsal fragt…“ geht in die nächste Runde. Heute geht es hoch in den Norden von Deutschland, genauer gesagt nach Hamburg. Wenn in den letzten Jahren die deutsche Futsalflagge national sowie international hochgehalten wurde, dann waren es die Hamburger, die sich nicht nur den DFB Futsal Cup holten, sondern auch beim UEFA Futsal Cup zum ersten Mal als deutsches Team in die Hauptrunde einziehen konnten. Die Hamburg Panthers haben sich dadurch schon einen Platz in den deutschen Futsalgeschichtsbüchern gesichert. Im Mittelpunkt stand dabei ein Mann, der auch Anfang dieses Jahres mit dem Sieg beim Landesauswahlturnier für Furore sorgte: Onur Ulusoy.
Also heißt es diemal: „Mister Futsal fragt … Onur Ulusoy“. Der Spieler und Trainer der Hamburger Panthers stand uns als einer der wichtigsten Futsalpersönlichkeiten Rede und Antwort. Präsize, eindeutig, zutreffend, Ulusoy eben!
Mister Futsal: Hallo Onur, vielen Dank für das Interview. Es ist eine Ehre für uns, einen amtierenden Landesauswahlpokalsieger zu den Themen des Futsals zu befragen. Lass uns direkt mit der ersten Frage starten: Wie ist der Pokalsieger Ulusoy überhaupt zum Futsal gekommen?
Onur Ulusoy: Hey Mister Futsal, gerne beantworte ich eure Fragen. Auf Futsal bin ich das erste Mal über einen Kollegen gestoßen. Zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, wie sehr ich mich noch in diesen Sport vertiefen würde. Erst als wir im DFB-Futsal-Cup gegen starke Gegner spielten, fing ich an zu begreifen, wie anspruchsvoll dieser Sport ist. Das verlorene Finale 2010 gegen Croatia Berlin, mit dem Team Yasar, war für mich das Zeichen etwas Eigenes zu machen. Ich hatte so viel Ideen, konnte diese aber nur in meiner eigenen Mannschaft realisieren. Also gründete ich die Hamburg Panthers und der Rest nahm seinen Lauf.
MF: Spielst du noch bei den Panthers und wenn ja, wie oft trainiert ihr?
OU: Ja, momentan spiele ich bei den Hamburg Panthers und der Trainingsaufwand ist dürftig. Da viele zeitgleich auch Fußball spielen, kommen wir nur auf zwei Einheiten die Woche.
MF: Was sind deine Ziele beim Futsal? Sowohl deine persönlichen Ziele, als auch mit deiner Mannschaft?
OU: Wir denken längerfristig bei den Panthers und möchten jetzt aufgrund der letztjährigen Erfolge bessere Strukturen schaffen. Wir wollen unser Umfeld erweitern und diesen Sport noch populärer machen. Sportlich ist es unser Ziel, immer zu dominieren und attraktiven Futsal zu spielen. Wir spielen diesen Sport aus Leidenschaft und ich denke das sieht man auch auf dem Platz. Als weitere Ziele haben wir uns vorgenommen, in Zukunft etwas in Sachen Jugendarbeit zu tun, da wir der Meinung sind, dass Futsal einen Spieler mehr fördert als reines Fußballtraining und somit Jugendspieler sowohl für den Futsal als auch für den Fußball gut aufbaut. (Anmerkung: Die Hamburg Panthers führen auch eine Frauenmannschaft und drei Herrenteams)
MF: Und wie sieht es bei dir persönlich aus?
OU: Mein persönlicher Wunsch ist es einmal für die Deutsche Nationalmannschaft, wenn es sie den gibt, aufzulaufen!
MF: Kommen wir zum Thema Taktik. 4-0, 3-1 oder 2-2? Wie wichtig ist die Taktik für dich persönlich?
OU: Die Taktik ist das A und O des Futsals. Jede Mannschaft muss eine gemeinsame Ausrichtung haben, um Fehler zu vermeiden. Wobei ich sagen muss, dass es für den einen oder anderen Spieler mehr oder weniger bedeutend ist. Es gibt Spieler, die wissen von Natur aus oder haben aufgrund ihrer Erfahrung ein Gefühl für das Stellungsspiel entwickelt und stehen dadurch meistens auch richtig. Dann gibt es Spieler, die zwar technisch hervorragend oder Zweikampfstark sind, allerdings kein Gefühl für das Stellungsspiel haben. Diese gilt es dann noch mehr zu schulen.
MF: Welche ist deine typische Futsaltechnik?
OU: Ich versuche oft an meiner Technik zu arbeiten. Ich möchte unberechenbar sein. Deshalb trainiere ich beide Füße, wobei ich natürlich rechtslastig bin. Ich habe mir gewisse Bewegungen antrainiert, bei dem es Gegner eigentlich kaum gelingt an den Ball zu kommen und ich durch diese Bewegung an meinem Gegenspieler leichter vorbei komme – natürlich mein Geheimniss. Ich spiele mit dem ganzen Körper. Mein Körper und mein Standbein setzte ich geschickt ein, sodass mein Gegner entweder Schwung verliert oder aus der Bahn geriet. Für meine Ballführung benutze ich fast ausschließlich nur die Sohle, da ich mehr Kontrolle dadurch hab.
MF: Verfolgst du auch internationalen Futsal?
OU: Da gibt es nur Barcelona für mich, obwohl El Pozo Murcia und Interviu Movistar auch attraktiv spielen. Aber Barca ist nunmal Barca.
MF: Wir müssen hier natürlich auch über Futsalschuhe reden. Das ist für dich ein besonderes Thema, nicht?
OU: Da sind wir bei meinem Lieblingsthema. Mein Markenzeichen ist mein kaputter Schuh. Meine Futsalschuhe sind eigentlich Straßenschuhe. Die Sohle ist dünn und der Schuhstoff passt sich meinem Fuß so gut an, dass ich nicht darauf verzichten konnte.
MF: Lass uns nun ein bisschen über den Futsal in Deutschland reden. Was muss deiner Meinung nach hier ereignen, damit der Futsal sich entwickelt?
OU: Die Leute müssen Futsal einfach nur mal live erleben. Natürlich spielt es auch eine Rolle, wer spielt. Wir hatten in unserem ersten DFB-Finale 400 Zuschauer und im darauffolgendem Jahr 1200 Zuschauer. Viele die Futsal zum ersten Mal sahen, waren begeistert. Sie wollen mehr auf diesem Niveau sehen. Die Medienpräsenz muss besser werden und wir als führende Futsalclubs brauchen mehr Spiele auf hohem Niveau. Der Rest kommt dann von alleine.
MF:Das ist eine positive Einstellung. Doch wie gehst du mit den Vorurteilen gegen den Futsal in Deutschland um? Stört es dich oder gibt es keine?
OU: Die meisten, die Vorurteile gegenüber Futsal haben, können kaum dreimal den Ball hoch halten. Da wundert es mich nicht, dass man dagegen ist und eine Bande brauch um Ping Pong zu spielen. Wir haben uns als weitere Aufgabe gesetzt, an allen Hallenfussballturnieren teilzunehmen, nur um zu beweisen, dass Futsaler auch mit Hallenfussballbedingungen besser zurecht kommen. Wir wollen zeigen, dass unsere Jungs wissen, was sie tun, im Gegenteil zu Hallenfussballern, die einmal im Jahr in der Halle wild umher schießen, ohne System. Ich glaube bis auf zwei Turniere haben wir sonst alle anderen Turniere gewonnen. Und das waren eine Menge. Ich schätze mal so um die 40 Turniere haben wir gespielt.
MF: Wie stehen die Chancen für den Futsal in DE?
OU: Sehr gut, da bin ich mir ziemlich sicher, auch wenn es nur schleppend voran kommt. Deutschland wird eines Tages auch eine führende Futsalnation werden, weil wir einfach disziplinierter und ehrgeiziger sind als die anderen Nationen.
MF: Was tut Onur Ulusoy, um den Futsal bekannter zu machen?
OU: Ich wirke in vielen Futsalportalen mit .Mein Engagement bei den Panthers ist denke ich weitläufig bekannt. Wie gesagt, wir nehmen an vielen Turnieren teil, um den Futsal zu verbreiten. Ich spreche allgemein Futsal fast überall in meinem alltäglichen Leben an. Wir versuchen so oft es geht in den Medien aufzutauchen. Sat.1 hat über uns berichtet, ich war bei Sky Samstag Live in München und im Juli oder August kommt auf RTL in der Sendung LOOP ein Bericht über uns.
MF: Das ist eine beeindruckende mediale Präsenz für den deutschen Futsal. Dann lass uns das Interview noch mit der obligatorischen Schlussfrage abrunden. Du erhältst morgen einen Termin beim DFB-Präsidenten Niersbach. Was würdest du dir für den deutschen Futsal wünschen?
OU: Ich wünsche mir eine bundesweite Futsalliga und eine Futsal Nationalmannschaft. Eevntuell noch neue Schuhe. Kleiner Scherz am Rande.
MF:Vielen Dank für das Interview, Onur!