Synergie-Effekte: Messi, Kilman & Co. – wie Fußball und Futsal voneinander profitieren

Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat noch kein nachhaltiges Futsal-Konzept bzw. einen Masterplan. Viele Verbandsfunktionäre sehen den Futsal als Konkurrenzprodukt zum Fußball, doch das ist ein Trugschluss. Futsal ist komplementär zum Fußball und kann dem deutschen Fußball in vielerlei Hinsichten helfen, woraus wiederum auch der Futsal profitiert. In diesen kurzen Artikel wollen wir prägnant aufzeigen, welche Synergiepotentiale zwischen dem Futsal und Fußball bestehen und warum der Futsal ein zwangloser Zwang für den Fußball ist:

Warum braucht der DFB den Futsal?

Grundlegend kann der Futsal neue Kinder & Jugendliche in den Fußballsport holen und helfen, diese Spieler und Mitglieder an den DFB zu binden. Der Futsal ist eine schnelle, technisch anspruchsvolle und taktisch geprägte Sportart, die für viele Kinder und Jugendliche attraktiver ist als der klassische Fußball. Im Vergleich zum traditionellem Hallenfußball hat man 4-6 mal und im Gegensatz zum Fußball auf dem Großfeld sogar bis zu 12 mal häufiger den Ball. Der Futsal bietet jungen Spielern/innen also einen derart kontinuierlichen Spaß an sportlicher Herausforderung wie kaum eine andere Sportart. Weiter ermöglicht der Futsal ihnen so ihre Fähigkeiten und Talente auf eine andere, ja vielfältigere Art und Weise zu entfalten. So sind die von uns im Folgenden aufgezeigten positiven Synergie-Effekte alles andere als verwunderlich, da empirisch wie logisch erkennbar:

Messi-Effekt: Über den Futsal ins DFB-System kommen

Spieler können in jungen Jahren über den Futsal ins DFB-System kommen und später professionelle Fußballer werden, wie es beispielsweise Lionel Messi und viele andere Weltklassespieler getan haben. Der Futsal kann für junge Spieler eine Brücke in den Profifußball sein und somit dem deutschen Fußball auch langfristig helfen. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist hier sicherlich Ronaldinho Gaúcho, der auch nach seiner Fußballerkarriere oft auf Futsal-Turnieren zu sehen ist.

Kilman-Effekt: Aussortierte Spieler über den Futsal später wieder zurückholen

Spieler können aus Jugendakademien aussortiert werden und im Anschluss über den Futsal neue Stärken entwickeln, um später wieder als professionelle (erwachsene) Fußballer zurückkehren. Diesen Effekt bezeichnen wir als „Kilman-Effekt“: benannt nach Max Kilman, der in der frühen Jugend beim FC Fulham aussortiert wurde, im Anschluss über den Futsal in die englische Futsal-Nationalmannschaft kam und schließlich Profi bei den Wolverhampton Wanderers wurde. Ein Spieler, der auch zunächst Nationalspieler im Futsal und später im Fußball war ist Wissam Ben Yedder. Ein weiteres deutsches Beispiel ist Elias Saad, der nach seinem Futsal-Auftritt bei den HSV Panthers zum Nationalspieler wurde und später Fußball-Zweitliga-Profi beim FC St. Pauli.

Vereinserhalt: Retention-Management für Fußballvereine

Spieler können aus dem Fußballsystem in ihrer Kindheit & Jugend austreten (zu schlecht, keine Lust, keine Motivation etc.), aber durch den Futsal aufgefangen werden, weil junge Menschen dort mehr Spaß haben und sich besser aufgehoben fühlen. Der Futsal bietet den Spielern eine neue Perspektive und ermöglicht es ihnen, ihre Leidenschaft für den Sport aufrechtzuerhalten. Fußball-Jugendfunktionäre berichten davon, dass man noch vor 10 Jahren teilweise doppelt so viele Kinder & Jugendliche in den Fußballvereinen hatte, die in diesem Abschnitt aufgezeigte Synergie, z.B. über eine Futsal-Abteilung ermöglicht es dem Verein also junge Mitglieder an den Verein zu binden und ihnen die Freude am Fußballsport über den Futsal zu erhalten.

Nur Futsal: Able to go, but happy to stay

Es gibt auch Spieler, die – aufgrund der aufgezeigten vielfältigen Aspkete – einfach nur im Futsal bleiben möchten und damit im DFB-System verbleiben können. Der Futsal bietet den Spielern eine alternative Karriereoption und ermöglicht es ihnen, auf internationaler Ebene als Nationalspieler zu spielen.

Duale Ausbildung: Futsal & Fußball gemeinsam

Als Verein lässt sich auch beides von Anfang an kombinieren. Als Beispiele können wir hier auf die deutschen Futsal-Bundesligisten Jahn Regensburg Futsal und den MCH Futsal Club Bielefeld verweisen. Beide Clubs haben mittlerweile Kinder- und Jugendabteilungen, in denen Fußball und Futsal im Rahmen einer komplementären Methodik & Didaktik trainiert und gespielt werden. So gibt es jeweils Futsal- wie auch Fußballeinheiten, während man auf dieser Basis einerseits draußen an den Jugend-Fußball-Wettbewerben und drinnen an den angebotenen Jugend-Hallenfußball- bzw- Futsal-Wettbewerben teilnimmt.

Fame-Effekt: Nationalteam statt 5. Liga

Schließlich können auch Fußballer, die in den Herrenbereich übergehen und es nicht in den bezahlten Profi- bzw. Leistungsfußball schaffen, noch in den Futsal wechseln und dort Nationalspieler werden sowie auf internationaler Bühne agieren, statt unbekannt regional fünftklassig oder niedriger Fußball zu spielen. Diesen Effekt bezeichnen wir als Fame-Effekt, da der Futsal den Spielern die Möglichkeit gibt, auf internationaler Ebene bekannt zu werden und eine Karriere als Nationalspieler zu verfolgen. Betrachtet man die aktuelle Situation in Deutschland, so wird dieser Pfad aktuell am ehesten durch den DFB mit Hilfe von Top-Down-Ansätzen verfolgt. Sollten die anderen Effekte über Bottom-Up-Entwicklungen entstehen, so würde der Fame-Effekt sicherlich deutlich zurückgehen.

Fazit

Die aufgezeigten Synergiepfade sind dynamisch und nicht starr zu betrachten. So können sich Pfade situativ verbinden, vermischen und auch zu diversen Zeitpunkten der Übergang zwischen diesen stattfinden. Unser Artikel zeigt in einer prägnanten Kürze die bislang deutlichsten Komplementär-Szenarien zwischen dem Futsal und Fußball auf, die ein Konkurrenzdenken überflüssig machen.

Wenn der DFB nun einen guten Masterplan für den Futsal erstellt, können alle davon profitieren: der DFB durch den Erhalt und die Steigerung von Mitgliedern, die Spieler durch neue Herausforderungen und die Vereine durch ein zweigleisiges Angebot. Was braucht es dazu? Ein „Futsal-Zwang“ für Nachwuchsleistungszentren ähnlich dem E-Sport-Zwang durch die DFL 2023 wäre eine Idee. Schaut man sich nämlich die von uns aufgezeigten Synergiepfade an, so ist der Futsal ein zwangloser Zwang des besseren Arguments.

2 Kommentare

  1. […] Links zur Folgehttps://misterfutsal.de/2023/03/03/kilman-effekt-wie-der-fussball-von-futsal-profitieren-kann/ […]

  2. […] Show-Notes/Linkshttps://misterfutsal.de/2023/03/03/kilman-effekt-wie-der-fussball-von-futsal-profitieren-kann/ […]

Jetzt deinen Kommentar verfassen!